eine taugliche these.

Genau das habe ich mir auch schon häufiger gedacht: „Frage mich, ob es eine taugliche Theorie ist, dass je jugendlicher der Autor, umso misslungener die Rollenprosa über Alte, Arme, Behinderte, Fremde ist. Ob die Überheblichkeit noch zu groß ist in der Jugend, vor allem die Überschätzung des eigenen Einfühlungsvermögens. Das von oben herab Wohlwollende. Ab 40 ist dann nichts mehr sicher, da hat man scheitern und sterben sehen und ist auf Augenhöhe mit allem, was man früher gar nicht sehen wollte.“ [#]

man in the dark.

Es ist ja immer die Frage, ob man ein neues Buch von Paul Auster lesen soll. Herr Knoerer hat einmal geraten, nach dem Titel zu gehen: wenn er zu verquast klingt, dann lieber sein lassen. Das war für das letzte Buch „Travels in the Scriptorium“ ein gut funktionierender Rat: ein verquaster Titel und ein mittelmäßiges Buch, ohne dessen Lektüre man auch hätte leben können. Was macht man aber bei „Man in the Dark“? Klingt eigentlich noch so okay, dass man es wagen könnte. Die Rezension in der ‚New York Review of Books‘ empfiehlt es, durchaus vor dem Hintergrund begründeter Kritik an Austers Büchern: „Some of Auster’s tics or techniques—the incestuous literary connections, the skewed autobiography, the ambiguous blurring of fact and fiction, the pervasive fatefulness—might sink any ordinary novel from sheer portentousness. And portentousness, as well as sentimentality, has been a criticism regularly leveled at his work. At its best, his tone is unruffled, meditative, intelligent, yet sometimes it does grow gravely august, both orotund and oracular. His characters are all too often the playthings of invisible forces; and the most trivial action—answering a telephone, buying a blue notebook—can bring about the most improbable and dire consequences. What may look like chance is usually kismet, and to Auster New York really is Baghdad on the Hudson, an Arabian Nights world of omens, shifting identities, unexpected windfalls, improbable meetings, wildly good and bad luck, and all those sudden peripeteias that seem more the stuff of melodrama than of modern fiction.“ [#]

elias canetti.

„Jedes Leben ist lächerlich, das man gut genug kennt. Wenn man es noch besser kennt, ist es ernst und furchtbar“, schreibt Elias Canetti in ‚Der andere Prozeß. Kafkas Briefe an Felice.‘

Ebenfalls in ‚Das Gewissen der Worte‘, dem Band, in dem sich das Kapitel über Kafka findet, gibt es den Text ‚Dialog mit dem grausamen Partner. Über Aufzeichnungen, Merkbücher und Tagebücher.‘ Über die Tagebücher der Nähe schreibt Canetti: „Diese liebt man, weil es kaum eine Seite gibt, auf der sich nicht etwas findet, das einen persönlich betrifft. Es mag einem zumute sein, als habe man dies oder jenes selbst schon irgendwo aufgeschrieben. […] Dieser Prozess einer intimen Begegnung ist schon darum aufregend, weil sich gleich neben dem ‚Eigenen‘ etwas anderes findet, das man nie so gedacht oder aufgeschrieben haben könnte. Es ist das Schauspiel zweier Geister, die sich durchdringen: an einigen Punkten berühren sie sich, an anderen bilden sich Hohlräume zwischen ihnen, die auf keine Weise aufzufüllen wären. Das Gleichartige wie das Verschiedene findet sich so nah beisammen, dass es zum Denken zwingt.“

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