das leben lebt. (so vor sich hin.)

Mit Sohn und Mann in alten Gipsbrüchen spazieren gegangen (Sperenberg)
Ganztägige Sitzung, Patientenvertreterin (Mitte)
Mit Sohn und Mann auf einen Wasserturm gestiegen (Joachimsthal)
Mit Sohn, Mann und einer Freundin am Paul-Lincke-Ufer spazieren gegangen (Kreuzberg)
Mit zwei Freundinnen am Savignyplatz Essen gewesen (Charlottenburg)
Mit Sohn und Mann durch den Treptower Park gelaufen (Treptow)
Den kleinen Franz besucht (Prenzlauer Berg)
Onkel und Tante die geliehene Grillpfanne zurückgebracht (Charlottenburg)
Mit dem Kind zum Friseur gegangen (Kreuzberg)
Die Post einer befreundeten abwesenden Familie aus dem Briefkasten geholt (Schöneberg)
Mit Sohn, Mann und ehemaligem Einzelfallhelfer bis abends halb elf auf der Terrasse herumgesessen (Treptow)
Mit Sohn und Mann um die Krumme Lanke gelaufen (Zehlendorf)
Mit Freunden und Mann auf der Dachterrasse des Waschhauses Essen gewesen (Köpenick)
Zwei Bibliotheken (Treptow, Kreuzberg)
Mit Mann Before night falls angesehen (Treptow)
Mit Sohn und Mann zum Termin beim Kinderpsychiater (Schöneberg)
Mit Freunden Zuhause Tee getrunken (Treptow)
Zahnarzt (Mitte)
Mit Sohn und Mann ins Krankenhaus gefahren (Neukölln)
Johns Fuß nur verstaucht, nichts gebrochen, Kind aber Zuhause statt in der Schule (Treptow)
Meine Eltern zu Besuch (Prenzlauer Berg)
Immerhin die ersten 98 Seiten meines Autismusbuchprojektes überarbeitet (hätte laut eigenem Zeitplan sein sollen: 200)

flourish. (is happiness overrated?)

„People find meaning in providing unconditional love for children,“ writes Dr. Brooks, who is now president of the American Enterprise Institute. „Paradoxically, your happiness is raised by the very fact that you are willing to have your happiness lowered through years of dirty diapers, tantrums and backtalk. Willingness to accept unhappiness from children is a source of happiness.“ [#]

rise to me.

„Hey Henry, can you hear me,
let me see those eyes
this distance, between us
can seem a mountain size
but boy, you are gonna stand your ground
they rise to you you’ll blow them down
let me see you stand your ground
they rise to you you’ll blow them down“

(The Decemberists, Rise to Me. Ich weiß nicht, wie oft ich das neue Album der Decemberists schon gehört habe, aber erst heute lese ich zufällig, dass Colin Meloy einen vierjährigen Sohn hat, der Autist ist, und dass dieses Lied davon handelt, ein autistisches Kind großzuziehen. Vielleicht hat es mich unbewusst deshalb angesprochen und jetzt fällt der Groschen.)

wege 2011.

Gut, dass in meinem Küchenradio immer Deutschlandfunk läuft, so hörte ich in der Reihe „Lebenszeit“ letzte Woche Freitag einen sehr interessanten Beitrag über häusliche Pflege (mit Audio-Link). Zu Gast unter anderem einer der Organisatoren des Sternmarschs „Wege 2011,“ die Organisatoren treten mit einer geradezu revolutionären Idee auf: sie wollen, dass die Pflegeleistungen für Zuhause Pflegende den Leistungen angepasst werden, die für Pflegeeinrichtungen bezahlt werden, und sie wollen damit dem eklatanten Ungleichgewicht im Pflegegesetz entgegenwirken, das von der natürlichen Selbstausbeutung der Angehörigen lebt.

such are the sophistications of the global literary scene.

„I received: from The New York Review, four novels by the Swiss author Peter Stamm; from the Italian newspaper, Il Sole 24 Ore, Jonathan Franzen’s Freedom, in English and Italian; and from a New York publisher, a first novel, Funeral for a Dog, by the young German writer Thomas Pletzinger. The last was accompanied by some promotional puff that begins: ‚Pletzinger is German, but you wouldn’t know it from his debut, which is both wise and worldly.‘

What a wonderful insight this careless moment of blurb-talk gives us into the contemporary American mindset!“ [#]

(Auch neben diesem schönen Zitat ein sehr lesenswerter Artikel von Tim Parks)

siri hustvedt: der sommer ohne männer.

Wenn ich mir Bücher kaufe, was sehr selten ist, aber auch, wenn ich welche geschenkt bekomme, lese ich sie oft erst viel später, weil es mich zunächst einfach mal beruhigt, sie zu haben, lesen kann man sie jederzeit, man besitzt sie schließlich, sie werden auch morgen und übermorgen noch da sein. Das Beste am Ausleihen aus Bibliotheken dagegen ist, dass man die Bücher nach vier Wochen zurückgeben muss und damit ein kleiner, aber feiner Druck entsteht, die Bücher zu lesen; zumal man ein so neues Buch wie Hustvedts „Sommer ohne Männer“ wegen Vormerkungen bestimmt nicht wird verlängern können. Also habe ich den „Sommer ohne Männer“ ausgelesen (fällig: gestern) und Franzens „Freedom“ liegt halb gelesen auf meinem Nachttisch (fällig: in drei Wochen).

Der „Sommer ohne Männer“ war okay, die Übersetzung auf jeden Fall viel besser als die der „Leiden eines Amerikaners“ (über ein paar Sätze und Wörter bin ich dennoch gestolpert und werde mir bei Gelegenheit mal ansehen, was da im Original stand), aber richtig gepackt hat mich der neue Roman von Siri Hustvedt nicht. Jörg Magenau rezensierte im Deutschlandradio Kultur:

Diese Anordnung von Figuren – und mehr ist es nicht – erlaubt Hustvedt, über verschiedene Formen von Weiblichkeit und deren gesellschaftliche Herausbildung nachzudenken. Die Schwierigkeiten des Jungseins stehen in hartem Kontrast zu denen des Alters und zum ganz normalen weiblichen Alltag in der Provinz.

Und doch ist ihre Sprache erzählerisch, entspannt, souverän – ganz im Gegensatz zum vorigen, ebenfalls als Roman angepriesenen Buch „Die zitternde Frau“, das nichts als ein Zettelkasten voller Exzerpte neurophysiologischer Lektüren gewesen ist.

Ich teile seinen ersteren Eindruck, dass es eine Anordnung von Figuren ist, die recht offensichtlich konstruiert wurde, um Ausführungen über bestimmte Themen (Weiblichkeit, Geschlechterdiskurs, Ehe, Elternschaft, Pubertät, Alter) zu ermöglichen, aber ich teile nicht vollständig die Bewertung, dass dies erzählerisch gelungen ist. Für mich hatte der Roman viel von dem Lektüre-Zettelkasten der „Zitternden Frau“, was mich bei der „Zitternden Frau“ gar nicht gestört hat, da ich das Buch überhaupt nicht als Roman gelesen habe, sondern als Sachbuch (ich las es auf Englisch und kann mich nicht erinnern, dass es da als Roman kategorisiert wurde). Im Sachbuch fand ich die intellektuellen Ausflüge gelungen, aber in einem Roman müsste deren Inhalt, die Essenz ihrer Schlussfolgerungen, über die Erzählung selbst transportiert werden. Im „Sommer ohne Männer“ schalten sich die Betrachtungen aber auch wieder durch einen intellektuellen Überbau ein, das funktioniert manchmal, aber nicht immer. Gute Literatur wäre, wenn die separat dazugelieferten Erkenntnisse stattdessen in die Geschichte und Charaktere hineingewoben worden wären, Geschichte und Charaktere für sich hätten stehen und aussagen können.

Beim NDR heißt es: Die Perlen des Buches finden sich außerhalb der eigentlichen Geschichte; immer dann, wenn Hustvedt abschweift, Mia über das Leben nachdenken lässt, und persönliche Beobachtungen mit ihrem schier unerschöpflichen Wissen aus Philosophie und Psychologie würzt. „Der Sommer ohne Männer“ beweist: Man kann auch ein hervorragendes Buch schreiben, wenn Story und Titel nicht überzeugen.

Literaturkritik mal ganz neu: die ganze ‚eigentliche Geschichte‘ samt Titel überzeugt nicht, dafür aber die intellektuellen Ausschweifungen, macht unterm Strich ein ‚hervorragendes Buch,‘ wtf? Gutes Beispiel auch dafür, wie Rezensionen über Hustvedt-Bücher manchmal zu unangenehmer Anbiederung neigen („schier unerschöpfliches Wissen aus Philosophie und Psychologie“).

Eine nicht ganz so huldigend formulierte Einschätzung der Zeit auf dem Buchrücken: „Die intellektuelle Demut und die Wissbegier sind Siri Hustvedts Schwestern.“ Ich empfinde im Gegenteil zur Demut zunehmend eher eine gewisse Überheblichkeit (Arroganz?) und ein gewisses Maß an Zurschaustellung, es fing bei den „Leiden eines Amerikaners“ an, wurde bei der „Zitternden Frau“ stärker und nun noch einmal deutlicher beim „Sommer ohne Männer.“ Mehr und mehr lese ich im Subtext dieses: „Seht mal her, was ich alles gelesen habe.“ Das geht in manchen Fällen einfach nicht auf, weil das präsentierte Wissen [sic!] eben oft kein sonderlich Exklusives ist, sondern eher Mainstream, wenn sie etwa das Milgram-Experiment erwähnt (ohne es als solches zu benennen), ein Experiment, das immer und überall zitiert wird, und an dem höchstens die neue Interpretation durch die Burger-Studie interessant gewesen wäre, aber die kommt bei Hustvedt nicht vor. Ein anderes Beispiel wäre der allerorten zitierte Fall des Phineas Gage, der in der „Zitternden Frau“ vorkommt, ach, egal.

Der „Sommer ohne Männer“ ist ein ganz okayes Buch, aber nicht das stärkste von Frau Hustvedt (oder ich habe mich langsam einfach an ihr überlesen, Problem: siehe Diskussion über Bands bei NPR).

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