das zimmer und der stuhl. (die redaktion und der vorsitzende.)

Lorraine Adams war elf Jahre lang Reporterin bei der Washington Post und wurde mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet. 2004 erschien ihr erster Roman „Harbor“, nun der zweite Roman „The Room and the Chair.“ Letzten Freitag stellte sie das neue Buch im Café Hilde in Berlin vor, veranstaltet von Dialogue Berlin und Bookslut (die erste Bookslut-Lesung in Berlin!).

In „The Room and the Chair“ geht es im weitesten Sinne darum, wie in den USA in Bezug auf die Konflikte im Mittleren Osten Wirklichkeit erzeugt wird und darüber sprach Lorraine Adams auch letzten Freitag. Adams hat das Geschäft des Journalismus und das der Politik in Washington lange genug von innen kennengelernt, um mit viel Wissen darüber berichten zu können. Sie verhehlte nicht, dass einer der Charaktere im Buch Bob Woodward ist. Nachdem Woodward (Watergate) immer bekannter geworden war, interviewte er vor allem Prominente und prominente Politiker, und dieser Wechsel dient als Beispiel für eine generelle Verschiebung im Journalismus, die Adams höchst kritisch beobachtet, und die sie letztlich auch dazu führte, den Journalismus aufzugeben. Was passiert, wenn nicht mehr die Menschen in der U-Bahn, sondern nur noch die in den Limousinen gehört werden? Es bildet sich eine eigene Welt, abgekapselt, die bald auch ihre eigene Realität erzeugt. Dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab, hätten in Washington viele Menschen sehr früh gewusst, aber es gelangte nie auf eine nennenswerte Titelseite: warum? Adams spürt all diesen Themen nach, und zwar auf eine sehr, sehr berührende Art. Ich habe lange nicht mehr eine so anregende Lesung besucht (die zu großen Teilen aber auch eher ein Gespräch war) und ich habe auch schon eine ganze Weile keinen Roman gelesen, der mich so berührt hat. Der Hinweis auf DeLillo im Klappentext ist durchaus gerechtfertigt. [Hier bitte noch viel Schwärmerei einfügen, für die ich gerade keine Zeit mehr habe.]

Ihr Lebensgefährte ist übrigens Richard Price, der unter vielen anderen Drehbüchern auch an „The Wire“ mitgeschrieben hat und dessen neuer Roman „Lush Life“ nicht nur Obama gefiel, sondern auch im Sommer beim S. Fischer Verlag in deutscher Übersetzung erscheint. Fragt sich nur, wann endlich Lorraine Adams übersetzt wird?

Bin ich ganz schön froh, dass Jessa von Chicago nach Berlin gezogen ist und nun die Bookslut Readings hierher gebracht hat, und Katy habe ich bei der Lesung auch noch gesehen.

Lorraine Adams bei Twitter [#]

Rezension in der New York Times [#]

Rezension im Bookforum [#]

Rezension in der Washington Post [#]

Rezension in der L.A. Times [#]

Interview mit Lorraine Adams im Wall Street Journal [#]

Gespräch zwischen Lorraine Adams und Jessa Crispin in Berlin [#]

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