morgen kann warten.

Ich habe oben neben dem Weblog ein neues Register zugefügt, das Morgen kann warten heißt. Das ist der Arbeitstitel meines Buchprojektes. Was bisher in etwa geschah: ich habe jahrelang viel über Autismus gelesen, wissenschaftlich und belletristisch, online und offline, habe Bücher in der Amerika-Gedenk-Bibliothek und Stabi ausgeliehen, Regalmeter an Büchern gekauft, die in den Bibliotheken nicht zu finden waren, habe mehrere Aktenordner mit Kopien angefüllt und ein ausuferndes Netz an RSS-Feeds und Bookmarks angehäuft, dann schrieb ich etwa 200 Seiten Text über Autismus als Metapher, Autismus als Epidemie, Autismus als Emanzipationsbewegung, zusammenzufassend gesagt in gewisser Weise über Autismus als Zeichen unserer Zeit.

Mit Hilfe von Angela fand ich eine Agentur, der das Projekt gefiel. Wir boten verschiedenen Verlagen ein Exposé an, das Feedback war: die Zielgruppe sei klein und da ich weder prominent sei, noch eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet, ließe sich das nicht genügend verkaufen. Ein Verlag fand das Exposé gut, sagte aber, ich sei eben „nur eine Mutter“ und nicht Gert Scobel. Ich ließ das Ganze über ein Jahr lang ratlos ruhen und dachte dann, wenn ich es neben diesen abstrakten Themen auch persönlich erzähle, könnte ich vielleicht die Kritik „nur eine Mutter“ aushebeln und umgekehrt daraus meine Stärke zu machen versuchen, immerhin lebe ich jeden Tag mit dem Autismus meines Kindes und habe darüber einiges zu erzählen. Andererseits wiederum sind viele Dinge, wie beispielsweise unsere schwierige Schulsuche und die politischen Probleme der Schulhelferkürzungen, die uns so viel Zeit und Energie gekostet haben, für Außenstehende wohl ziemlich langweilig.

Also nun die Idee, es an unseren Reisen entlang zu schreiben. Ich finde, das ist in Bezug auf Autismus gerade deshalb eine gute Perspektive, als so ein reisender Autist von vorneherein Klischees sprengt. Ich habe mir überlegt, dass ich den Text, an dem ich arbeite, nach und nach einfügen werde, bisher stehen im neuen Register PDFs mit dem Exposé, dem Inhaltsverzeichnis und der Einleitung. Ich arbeite gerade an den ersten drei Kapiteln, die dann hoffentlich bald folgen. Ich bin nicht Gert Scobel, aber ich habe mein Weblog, und zumindest als e-book kann ich es vielleicht am Ende einfach selbst veröffentlichen. Also, wer Lust hat, kann die PDFs lesen und mitverfolgen.

(Zu Ehren von Isas Verein zur Rettung des Anderthalb kommt das Wort anderthalb gleich im ersten Satz der Einleitung vor.)

3 thoughts on “morgen kann warten.

  1. Antworten
    percanta - 12. März 2012

    Welche Form auch immer es am Ende haben wird (inhaltlich, strukturell, materiell) – ich möchte Dein Buch gerne lesen und setze mich hiermit auf die Subskriptionsliste.

  2. Antworten
    excellensa - 13. März 2012

    was percanta sagt. Ich freu mich auf das mitlesen.

  3. Antworten
    jacqui - 13. März 2012

    „ein reisender autist“ – das klingt wirklich sehr spannend! ich finde es nur folgerichtig, dass du etwas zu dem thema schreibst in buchform – wie auch immer. das war, wie ich finde, nur eine frage der zeit. ich wünsche dir alles, was du dafür brauchst!

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