the east african travelogue [zweiter teil: ngorongoro].

„Take nothing but photos and leave nothing but your footprints.“
(Philip, unser Safari Manager)

Auf dem Weg von Arusha nach Ngorongoro sehen wir gleich am Beginn der Fahrt den als Charakterberg bezeichneten Kilimanjaro, den höchsten Berg Afrikas. Er liegt an der Grenze von Tansania und Kenia, noch in Tansania, aber den schönsten Blick soll man vom kenianischen Amboseli Nationalpark haben, den wir in der zweiten Woche besuchen werden. In der Zwischenzeit freue ich mich, den Kili hier schon einmal zu sehen. Der Gipfel trägt eine viel kleinere Schneekuppe, als ich es von Fotos kenne. Unser Fahrer erklärt, dass es einerseits an der Jahreszeit liege und andererseits schmelze der Schnee wohl tatsächlich immer mehr ab. Der Gipfel heißt Uhuru Peak, weil die Tanganyika African National Union dort 1961 Fackeln der Freiheit entzündete. Uhuru, das ist das Wort für politische Freiheit und Unabhängigkeit, es wird uns in Tansania und Kenia überall begegnen.

[Trivia: Der Kilimanjaro wurde am 6. Oktober 1889 das erste Mal bestiegen, und zwar durch Ludwig Purtscheller aus Salzburg und Hans Meyer aus Leipzig. Warum mich das interessiert, weiß ich auch nicht, vielleicht wegen der ganzen Eiger-Geschichten im August in der Schweiz, wo mich der Blick von Mürren aus auf den Eiger immer ein bisschen umhaut. Aber zurück nach Tansania.]

Am Wegesrand bereiten Frauen mtoke zu, Kochbananen. In einem kleinen Ort finden wir eine Apotheke und kaufen Antibiotika für eine meiner Reisenden, die sich auf dem Flug eine Blaseninfektion eingefangen hat. So langsam werden die Städte und Dörfer seltener und ich sehe zum ersten Mal das weite Land, die typisch ostafrikanische Savanne.

Auf dem Weg in den Busch

Die Straße ist an vielen Stellen im Bau befindlich und so müssen wir oft auf ungeteerte Pisten voller Schlaglöcher ausweichen. Wir schaukeln ordentlich in unseren Land Cruisern und nach zwei Stunden kommt ein Funkspruch aus einem unserer Autos, er hat einen Platten. Wir halten an und die Fahrer wechseln gemeinsam – und in erstaunlicher Geschwindigkeit – den Reifen aus. Zum Glück hat jeder Wagen zwei Ersatzreifen. Die braucht man hier, das ist schnell klar. Als wir wieder einsteigen, zeigt Peter, der Fahrer des Autos, in dem ich für diese Wegstrecke sitze, in die Landschaft und sagt: „By the way, that’s a baobab over there.“ Mein erster Affenbrotbaum, und ich hätte ihn vor lauter Reifenwechseln fast verpasst.

Wir nähern uns dem Großen Ostafrikanischen Graben. Das Great Rift Valley entstand vor zwei bis drei Millionen Jahren durch Erdfaltung und erstreckt sich über 6.000 Kilometer vom Toten Meer bis Mosambik. Aus unserem Minifitzel Deutschland kommend, bin ich schwer beeindruckt. Die Ausmaße von allem hier scheinen unfassbar.

Wir fahren in vielen Kurven den Rand des Ngorongoro-Kraters hoch, unsere Lodge liegt auf etwa 2.400 Metern Höhe. Der Krater entstand durch Lavaströme. Bei einer Explosion sackte die Mitte ein und bildete einen Vulkankegel von zehn mal sechzehn Kilometern. Heute ist es der größte, nicht mit Wasser gefüllte Krater der Erde und bis zu 30.000 Tiere leben dort. Viele verlassen den Krater anscheinend niemals, sie haben dort alles, was sie zum Leben brauchen. Die großen Tierwanderungen finden woanders statt, da kommen wir auch noch hin, hier konzentrieren sich die Tiere aber erst einmal.

Am nächsten Morgen machen wir unsere erste Pirschfahrt. Damit wir weiter fahren können, nehmen wir unser Mittagessen gleich als Lunchbox mit. Wir fahren hinunter in die Caldera.

Unterwegs nach Ngorongoro

Ich bin im Auto von Donald und er schlägt vor, dass jeder zehn Punkte bekommt, der ein Tier entdeckt. Genau in dem Moment sehe ich links von uns zwei Zebras, die ersten 20 Punkte sind meine. Wenn man meint, ein Tier gesehen zu haben und es stellt sich als Busch heraus, werden Punkte abgezogen. Im Laufe des Tages haben wir viel Spaß mit unseren Punkten. Und wir sehen unglaublich viele Tiere. Unsere Land Cruiser haben ein Dach, das geöffnet werden kann, und so können wir im Auto stehen und die Tiere direkt beobachten und fotografieren, wobei einige sehr nah sind und andere doch eher fern, wie zum Beispiel ein Schwarznashorn, das wir nur mit dem Fernglas beobachten können, während ein Gnu direkt neben dem Wagen steht.

Zebraherde (Ngorongoro)

Gnus (Ngorongoro)

Tüpfelhyäne (Ngorongoro)

Donald fragt uns jeweils: „Sawa, sawa?“, ob wir bereit sind weiterzufahren. Sawa heißt gut, und seine Frage damit soviel wie: „Sind wir gut?“ (was natürlich auf Deutsch keinen Sinn macht, aber auf Englisch schon). Das Sawa, sawa benutzen wir in den beiden Wochen dann ständig, wenn es weitergehen kann. Binnen weniger Tage lernen wir fast so etwas wie eine eigene Sprache, dazu gehört zum Beispiel auch der Ausdruck „checking the tyres.“ Wenn wir in der Wildnis unterwegs sind, gibt es natürlich nur selten Toiletten. Die Fahrer müsen einen Ort finden, an dem es nicht gefährlich ist auszusteigen, und dann muss derjenige oder diejenige hinter das Auto gehen, das ist die einzige Möglichkeit. Und das heißt eben: „Donald, I need to check the tyres.“

Mittagspause an einem See. In unseren Lunchboxes gibt es einen unglaublich leckeren Passionsfruchtsaft. Wir essen in den Autos und werden gewarnt, bloß kein Essen mit nach draußen zu nehmen. Tatsächlich kreisen über uns große Schwarzmilane, Raubvögel, die in Sekundenbruchteilen hinabstürzen können und anscheinend schon Touristen schwer verletzt haben, die Essen mit aus den Autos genommen haben.

Schon am ersten Tag im Busch haben wir vier der Big Five gesehen: Elefant, Büffel, Nashorn und Löwe. Uns fehlt nur noch der Leopard. Ich lerne, dass es neben den Big Five auch die Ugly Five gibt, zu denen die Gnus gehören und die Warzenschweine, die wir gesehen haben. Was wir nicht alles gesehen haben: so viele Thomson- und Grant-Gazellen, Impalas, Tüpfelhyänen, Strauße und Riesentrappen, und was ich jetzt noch alles vergesse. Ngorongoro wird als achtes Weltwunder bezeichnet und ist ein UNESCO Weltkulturerbe, keine Frage warum.

Sonnenuntergang (Ngorongoro)

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