der todestag naht.

Eine Freundin aus den USA hat mir geschrieben, dass die Tochter einer Freundin in Chicago gestorben ist. Die Tochter war wie John autistisch und hatte auch eine Epilepsie – und sie starb letzte Woche im Alter von 16 Jahren an SUDEP. Ich wüsste gerne, was da los ist in deren Körpern. Warum das passiert. Es würde nichts mehr ändern, aber ich würde es wenigstens gerne verstehen.

Am Sonntag jährt sich zum ersten Mal Johns Todestag. Ich habe keine Ahnung, wo dieses Jahr geblieben ist. Gefühlt habe ich nur im Bett gelegen und erschrocken die Decke angestarrt. Was natürlich nicht stimmt, denn ich habe sehr viel gearbeitet. Verabreden möchte ich mich aber immer noch am liebsten nur für den Friedhof, wenn überhaupt.

Immerhin bin ich letzte Woche das erste Mal abends ausgegangen, und zwar zur Lesung Die trinkende Frau von Elisabeth Raether in der Buchhandlung Uslar & Rai. Die Lesung war sehr lustig. Die trinkende Frau ist ein sehr feines Buch.

Auf dem Weg nach Hause fuhr ich so durch das nächtliche Berlin und dachte: „Wow, so ist das hier ja in der Nacht. Und diese ganzen Leute, die da unterwegs sind!“ Ein komisches Gefühl, wenn man daran so lange nicht teilgenommen hat. Wenn ich nicht schlafen konnte, bin ich letzten Sommer zwar manchmal mit dem Fahrrad durch die Stadt gefahren, aber da habe ich um mich herum nicht so viel wahrgenommen.

Letzten Sonntag hat sich schon der Tag gejährt, an dem ich John ein Jahr lang nicht mehr gesehen habe. Am 25. Februar war ich letztes Jahr nach Erfurt gefahren. John ist mir aber immer noch ganz nah. Ich glaube, ich habe im letzten Jahr jede Nacht von ihm geträumt.

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