tddl 2013 [der dritte tag].

Der dritte Tage war sehr gemischt, denn mit Hannah Dübgen gab es als Auftakt einen für mich sehr ärgerlichen, reaktionären, vor Klischees triefenden Text über ein behindertes Kind. Ich hoffe inständig, dass die Jury diesen Text nicht mit einem der Preise versehen wird. Das wären schlechte Nachrichten für die Disability Community. Leider taten sich in der anschließenden Diskussion auch bei der Jury schmerzhafte Lücken in Wissen und Wahrnehmung auf.

Es folgte ein sehr guter Text von Roman Ehrlich und darauf ein ziemlich guter von Benjamin Maack, auch wenn Letzterer mich dann doch nicht so sehr berührte. Zum Abschluss ging es mit Nikola Anne Mehlhorns Text noch einmal tief runter.

Wie jeden Bachmannsamstag habe ich mir die Texte noch einmal angesehen und komme zum folgenden Schluss für meine persönliche Bewertung:

1. Katja Petrowskaja
2. Joachim Meyerhoff
3. Roman Ehrlich
4. Benjamin Maack oder Verena Güntner (deren Text mir beim nochmaligen Lesen dann doch besser gefallen hat als Nadine Kegeles)

[Nach der Diskussion zu urteilen wird die Jury möglicherweise Heinz Helle mit einem Preis bedenken und Benjamin Maack höher belohnen.]

tddl 2013 [der zweite tag].

Was für ein Knaller: am zweiten Tag las Katja Petrowskaja einen Text, den ich schon jetzt als Gewinnertext deklarieren möchte. Juhu.
Meine Reihenfolge nach dem zweiten Tag:

1. Katja Petrowskaja
2. Joachim Meyerhoff

Die Jury mochte ansonsten noch die Texte von Heinz Helle und Verena Güntner, während ich Nadine Kegele und Philipp Schönthaler besser fand.

Abgeschlagen: Larissa Boehning, Anousch Müller, Zé do Rock, Cordula Simon

tddl 2013 [der erste tag].

Ich hatte noch Philipp Schönthalers Nach oben ist das Leben offen und Cordula Simons Der potemkinsche Hund gelesen, aber bin nicht mehr dazu gekommen, etwas dazu aufzuschreiben. Nun sind wir schon mitten im Bewerb. Meine Reihenfolge nach dem ersten Tag:

1. Joachim Meyerhoff (quelle surprise)
2. Verena Güntner
3. Nadine Kegele
4. Larissa Boehning & Anousch Müller

tddl 2013 [die videoporträts].

Larissa Boehning

Alltag. „Fahrräder aus Hof rollen, pünktlich in der Kita sein, Greta macht einen Ausflug, Geschenk für Jette kaufen, Paco früher abholen“, Uhlandstraße, Bleibtreustraße usw.
Suchen und Finden. (Bildsprache: Stoffe aussuchen.)
Alleinsein. („Plötzlich guck ich mal hoch vom Computer, und da steht’n Reh.“)
Schreiben. (Bildsprache: Nähen der Stoffe.)
Kritik. Mutter: „Magst mal kucken?“ – Tochter: „Ja.“ – Larissa Boehning hängt den genähten Stoff auf. – Tochter fragt: „Was hast Du denn da gemacht, Mama?“ Mutter lächelt.

Hannah Dübgen

Schwarzes Bild, Türöffnungsgeräusche, dann Schritte, verschwommenes Bild, Rücken einer blonden Frau. „Wie bewegt sich jemand durch die Stadt, der nicht sieht?“ Diverse Mutmaßungen. Die Autorin interessiert sich für ungewohnte Zugänge zum Gewohnten.
Sie blickt von oben auf den Alexanderplatz und spricht über wirkende Kräfte beim Schlangestehen.
Ungewöhnliche Perspektiven sind „Spitzer der Aufmerksamkeit, mehr noch: sie sind ein Filter, der Neues zum Vorschein bringt.“
Sie versucht in ihren Geschichten, von Menschen und Schicksalen zu erzählen, die ihr fremd sind.
Bewegung hin zum Anderen „ist auch eine Bewegung hin zum Schreiben, in das Schreiben hinein.“ (Bildsprache: Wegfahrender U-Bahn-Zug.)

Roman Ehrlich

„Ich glaube, wenn ich eine Sekte oder eine freikirchliche Gemeinde wäre, dann wäre ich bestimmt eine von denen, die schon ganz oft das Ende der Welt auf einen bestimmten Termin festgesetzt haben, den sie dann doch wieder verschieben mussten, weil ich mir einfach nie vorstellen konnte, dass die Verhältnisse, in denen ich lebe, einfach so weiter bestehen, und das verblüfft mich auch immer wieder. Ich glaube, dass unser Leben, und wonach wir es ausrichten, und was wir uns davon erhoffen, in ganz großem Maß, also hauptsächlich eigentlich, von Erzählungen abhängt, und dass es ganz wichtig ist, dass man dabei eine aktive Rolle einnimmt. Also auf der einen Seite gibt’s da diese großen Erzählungen, die so abstrakte Begriffe betreffen wie Freiheit und Erfolg und Selbstverwirklichung und Zugehörigkeit, und die sind dann meistens auch verknüpft mit dem Umzug in eine größere Stadt, oder der Anschaffung eines Autos, oder Fernsehgerätes, oder dem Rauchen, und das Komische dabei ist, dass diese Erzählungen eigentlich schon so wie vorgefertigt für einen bereit liegen und sich kaum dadurch verändern, dass ganz viele Leute sie in sich aufnehmen und weitergeben. Vielleicht weil man sich nicht so oft Gedanken macht über die Prozesse, die dem zugrunde liegen, also dass man sich selten die Frage stellt: welche Prozesse laufen da ab, damit am Ende so ein sehr klares Bild entstehen kann? Auf der anderen Seite gibt es diese Erzählungen, die sich Menschen untereinander erzählen, um ihre Wirklichkeit zu begreifen, und die diese Wirklichkeit dadurch immer auch ein Stück weit verändern, also dadurch, wie sie Dinge wahrnehmen oder erfahren, oder woran sie sich erinnern, oder wie sie das einorten und bewerten, woran sich andere Leute für sie erinnert haben, und das wäre dann sowas wie eine kontinuierliche, kleine Revolution der Zustände.“

Verena Güntner

Badeanstalt, Vogelgezwitscher, WC, Snackpoint, tropfender Badeanzug, Rutsche, Wasser, Sprungturm. Frau springt (Autorin?). Pusteblume, Schwimmbecken, Wassergeräusch.

Heinz Helle

Der Autor fährt Zug.
Er sagt, er sei ein etwas langsamer Mensch und deshalb fühle er sich wohl in der Schweiz. „Langsamkeit ist etwas Gutes. Wenn man sich beeilt, übersieht man zu viel.“ (Bildsprache: Betrachtung einer Ente)
Spagat Philosophiestudium und Werbetexten, aber: beide Bereiche versuchen, mit Sprache Probleme zu lösen.
Gang durch einen Supermarkt und durch die Stadt. Freude am Normalen; an dem, was man hat. („Was bedeutet Glück und was hat das mit Normalität zu tun?“)
Aufnahme mit Frau und Baby an einem Brunnen. („Seine Familie gibt ihm die nötige Entspanntheit zum Schreiben.“)
Aufnahme in der Wohnung. In einer Ecke liegt ein Karton herum, im Zimmer gibt es Ikea-Kellerregale.
[Hinweis für die automatische Literaturkritik: Karl-Gustav-Ruch-Pluspunkt Uncoole Einrichtungsgegenstände.]
Zum Ende erklärt eine Frauenstimme: „Weil wir noch ein Schlussbild brauchen und Heinz Helle nicht gut Nein sagen kann, fährt er für uns noch ein bisschen auf seinem Skateboard.“

Nadine Kegele

Lustige Zettel-Animation: die Autorin mag Karaoke, Frühling, Herbst, Aperol Spritz und Milchbärte. Sie mag kein Lakritz, keine Messer (Kill Bill) und auch nicht ihre Oberarme. Sie mag Katzen und Kinder. „Drei Minuten Eigenwerbung sind peinlich, aber scheiß drauf.“
[Gelungener Spaß.]

Benjamin Maack

Spielplatz. Der Autor setzt sich mit einem Rieseneis auf eine Bank. Ironisches Quatschvideo: Parodie auf Casting-Shows. Am Ende bleibt vor allem hängen, dass der Autor die Menschen nicht berühren will.
[Kein gelungener Spaß]

Nikola Anne Mehlhorn

„Arbeiten im musikalischen Bereich, damit ich literarisch frei bin.“ Tusch in Moll: „In Deutschland herrscht eine groteske Ungleichbehandlung der Künste.“ 24 Musik- bzw. 28 Kunsthochschulen gegenüber zwei Literaturinstituten: „Klarer Appell für eine Anti-Arme-Poetenkampagne.“
„Gestorben und wieder auferstanden von den literarisch Toten, nach einer intensiven Familienphase.“
Zeigt „geniale Schreibblockadendesinfektionsstraße.“
Ein Text kann logisch, strukturiert, gut recherchiert und überarbeitet sein und dennoch nicht leben; oder umgekehrt kann ein schlecht konstruierter Text vor Leben strotzen.
Pusteblumen-Fokusspielerei, dann Schriftstellerporträts im Gras.
„Literarische Fixsterne“ / „Weitere Sterne am Literaturhimmel“ („Günther Grass, eingeschränkt“).
[Jede Menge Minuspunkte für Nennung von Autorennamen und Doppelminuspunkt Ingeborg Bachmann].

Joachim Meyerhoff

30 verschiedene Mäusebussarde = 30 verschiedene Arten, etwas auszudrücken.
Der Autor mag Orte, die ganz klar abgegrenzt sind (Psychiatrie, Museum, Theater).
Er hatte ein Gefühl der Biographielosigkeit, dem er begegnen wollte. Sein großes Anliegen ist, sich möglichst genau an viele Dinge zu erinnern. [Knausgård, dachte ich schon beim Lesen von Alle Toten fliegen hoch.]
Lustiger Satz: „Ich kann mich schon im Stehen ärgern.“

Anousch Müller

„Mich gibt’s eigentlich bislang nur im Netz.“
Die Bloggerin und Twitterin geht durch die Natur, inklusive wehende Haare [Minuspunkt Haare im Wind].
„Inzwischen wird eigentlich jede Lebenssituation mit einem Tweet kommentiert, ob ich im Kreißsaal bin oder auf dem Standesamt.“
Der Tweet als kleine biographische Notiz, als Bekenntnis, als Erkenntnis: „Diese kleine Form hat etwas unglaublich Bezwingendes.“
Geburt des Sohnes unterbrach ihr Schreiben kurz, aber mittlerweile glaubt sie, dass das Schreiben eine recht familienfreundliche Tätigkeit sei.
Endeinstellung: Schwenk auf wolkenverhangenen Himmel.

Katja Petrowskaja

Autorin sagt lachend, dass sie „die Welt retten möchte, mindestens.“ [Pluspunkt Größenwahn.]
 „Das Schreiben entwickelt sich aus der Unfähigkeit, etwas zu akzeptieren; aus einer Art Lebensschwäche. Schreiben ist ein sehr schönes Bedürfnis, manchmal aber auch ein peinliches. Vielleicht ist es wie der Stoffwechsel.“
Spiegelung in Spielplatzmöbel, Schärfe-Unschärfe-Spielereien der Redaktionscrew. Autorin widersetzt sich am Ende dieser Art des Porträts, denn aus dem Off will ihr eine Stimme andienen zu sagen: „Ich bin…“ und sie antwortet: „Wieso soll ich sagen, wer ich bin? Das ist überhaupt nicht interessant.“

Zé do Rock

Die Hälfte des Porträts ist seine Bühnenshow. So kommt man natürlich auch einigermaßen elegant um diese leidige Angelegenheit herum. Badezimmeraufnahmen am Ende: moderne Armaturen, blaue Accessoires, Handtuchheizung.

Philipp Schönthaler

Ein Einkaufszentrum wird vorgestellt; der Autor liest vermutlich eine Geschichte über eine Shopping Mall: auch eine elegante Lösung, diese Angelegenheit des Videoporträts zu lösen, nah am Thema des Texts, als Ergänzung des Texts. In diesem Sinne auch schön doppeldeutiger Schluss: „Unser Garantieversprechen: kein Imageverlust, für niemand.“

Cordula Simon

Odessa, wieder Spiegel-Spielerei der Redaktion. Große Milchkaffeetasse.
„Leichter als in Graz lebt es sich in Odessa nicht, günstiger aber in jedem Fall.“
Strom- und Wasserausfall als Übung für die Apokalypse.
Einkaufszentrum als „erreichbares Europa.“
Schein trügt, Fassaden verbergen: Motor des Schreibens.
Wünsche oder Erwartungen an die Leser? „Es wäre schön, wenn sie’s danach nicht wegwerfen oder auf Ebay verscherbeln.“

tddl 2013 [larissa boehning & benjamin maack].

Zuerst las ich von Larissa Boehning Das Glück der Zikaden, aber es packte mich nicht und ich brach es ab, denn ich hatte von ihr auch noch Lichte Stoffe. Das gefiel mir anfangs auch nicht so sehr (die Eingangsszene im Flugzeug), aber dann wurde es besser und am Ende fand ich Lichte Stoffe doch gut. Könnte für einen der Preise gut sein, wenn auch eher nicht den ersten.

Benjamin Maacks Buch Monster war mir stilistisch manchmal zu viel (Wiederholungen – Konjunktionen als Satzanfänge – sich wiederholende Konjunktionen als Satzanfänge) und ich brauche auch nicht sowas wie die Mystifizierung einer Eule, aber alles in allem konnte ich es auch ganz gut lesen, allerdings für mich eher kein Kandidat für einen der Preise.

Ich habe den Eindruck, dass es ein sehr solider Bewerb werden könnte, jedenfalls habe ich bisher in meiner Vorbereitung noch keine Ausreißer nach unten ausgemacht, aber andererseits weiß man ja nie, was die Autoren und Autorinnen im Bewerb so lesen. Die Spannung steigt. Großer Favorit ist für mich immer noch Joachim Meyerhoff, und ich erhoffe auch Preise für Anousch Müller und Katja Petrowskaja. Das ist mein bisheriges Spitzenteam. Als Nächstes lese ich Philipp Schönthalers Nach oben ist das Leben offen.

zwang vermeiden, verantwortung übernehmen.

„In meiner Arbeitsgruppe muss ich mich ein wenig aufregen, weil das konkrete Hilfeersuchen eines Vaters für seinen von massiven Zwangsmaßnahmen in einem Wohnheim betroffenen, autistischen Sohn, gänzlich unbeantwortet bleibt.“ [#]

Zu oft noch solche Vorkommnisse. Ich mag nicht an die Zeit denken, wann das für John relevant wird. Ob überhaupt ist wohl leider nicht die Frage. (Unter anderem deshalb bin ich in einer Arbeitsgruppe zur Qualitätssicherung in der psychiatrischen Versorgung. Was auch immer wir als Patientenvertreter da erreichen können.)

john jetzt auch mit autovervollständigen-funktion.

„Möchtest Du ein…?“
„Möchtest Du mit…?“
„Möchtest Du in…?“

Wir haben festgestellt, dass wir nur diese drei Satzanfänge zu sagen brauchen und John geht schon los in die entsprechende Richtung: in die Küche, zur Bank, auf der wir seine Schuhe anziehen, oder ins Bad. Denn so lauten die viel benutzten Sätze in unserem Haus vollständig:

„Möchtest Du ein… Eis?“
„Möchtest Du mit… dem Auto fahren?“
„Möchtest Du in… die Badewanne?“

Wir sagen jetzt aber immer nur noch:

„Möchtest Du ein…?“
„Möchtest Du mit…?“
„Möchtest Du in…?“

liebe.

Scott hat für das, was die verschiedenen Unterstützer unseres Kickstarter-Projekts bekommen, eine Datei erstellt: PDF’s, Taschenbücher und Fotos; mit entsprechenden Adressen und E-Mail-Adressen. Er hat die Datei auf unserem Desktop love genannt.

Buchstapel

Mittlerweile sind die Bücherkisten eingetroffen und heute haben wir die ersten 57 Bücher verschickt. [From Berlin with love.]

tddl 2013 [autoren & veröffentlichungen].

Wenn ich mir die Autoren und ihre kommenden Veröffentlichungen ansehe, kann ich mich des Marketing-Eindrucks des Bewerbs nicht erwehren.

Von Hannah Dübgen erscheint im August 2013: „Strom.“
Von Roman Ehrlich erscheint im August 2013: „Das kalte Jahr.“
Von Heinz Helle erscheint im Frühjahr 2014: „Brixen.“
Von Anousch Müller erscheint im August 2013: „Brandstatt.“
Von Katja Petrowskaja erscheint im März 2014: „Vielleicht Esther.“
Von Philipp Schönthaler erscheint im Juli 2013: „Das Schiff, das singend zieht auf seiner Bahn.“

Ich finde es sehr verständlich, dass die Verlage Autoren in den Bewerb zu bringen versuchen, von denen bald neue Bücher erscheinen. Ein Preisgewinn-Sticker auf dem Cover lässt die Verkaufzahlen sicher in die Höhe schnellen. Ich wünschte mir nur, dass die Juroren sich etwas unabhängiger davon machten, denn ihr Interesse ist doch (hoffentlich) ein anderes als das der Verlage. Mir scheint, Burkhard Spinnen setzt sich noch am meisten von der Kommerzialisierung ab.

~

Jedes Jahr ist es wieder ein Problem, dass im Bewerb so viele Romanauszüge gelesen werden. Jedes Jahr stoßen die Juroren an Grenzen in der Beurteilung von Texten, weil sie Fragmente nicht außerhalb ihres Zusammenhangs einschätzen können. So viele Diskussionen und Spekulationen hat es damit verbunden schon gegeben. Uns wird vielleicht in diesem Jahr nichts anderes erwarten. Nur in einem Fall der oben genannten sehe ich diese Gefahr nicht dräuen, denn Heinz Helle hat Teile seines Romans „Brixen“ bereits veröffentlicht und hat mit dem Romanprojekt auch am Alfred-Döblin-Preis teilgenommen – zwei Ausschlusskriterien der Teilnahme-Statuten, er wird also einen anderen Text lesen. Bei den anderen weiß man es noch nicht, aber ich erwarte nun wieder viele Romanauszüge.

~

Von Larissa Boehning möglicherweise auch, denn sie las in letzter Zeit in einer Rechtsanwaltskanzlei, sowie auch in Wewelsfleth aus ihrem in Arbeit befindlichen, aber noch unveröffentlichten Roman „Zucker.“ Die Geschichte wird so beschrieben: „Juliane verliebt sich in Mattis. Der entzieht sich ihr und erschleicht erst das Vertrauen, die Liebe und dann das Vermögen von Annemarie, die vom Alter her seine Mutter sein könnte.“ Huch, klingt wie eine Telenovela.

~

Nikola Anne Mehlhorn liest laut ihrer Website einen Text mit dem Titel „Requiem der Vierzigjährigen.“ Das macht mir ein bisschen Angst, weil es so nach Mittvierzigerblues einer wohlsituierten Akademikerfrau klingt, die spät Mutter wurde und irgendwelche Sorgen daraus konstruiert. In der Zwischenzeit fand ich aber eine Hördatei von „Salzflut,“ die mir besser gefiel als der Staccato-Text der kurzen Sätze. Es klingt vorgelesen für mich sehr anders. (Frage mich, warum sie es nicht so schreibt, wie sie es liest.)

~

Schönes Weblog von Anousch Müller, habe ich gleich abonniert. [#]

tddl 2013 [joachim meyerhoff & zé do rock]

Mit Zé do Rock konnte ich mich nur mäßig anfreunden. Im Einzelnen war „jede sekunde stirbt ein nichtraucher“ oft lustig, einfallsreich, spielerisch, aber auf Dauer hat es mich dann doch eher ermüdet. (Ich bin aber gespannt auf den Unterhaltungswert. Aus irgendeinem Grund musste ich gleich an Bodo Hell und die Maultrommel aus dem Bewerb 2006 denken.)

[Schöne Definition aus „jede sekunde stirbt ein nichtraucher:“ „befehl – eine bitte wo das ‚bitte‘ fehlt.“]

~

Sehr gut fand ich Joachim Meyerhoffs „Alle Toten fliegen hoch. Teil 1: Amerika.“ Ich las es gleich nach Nikola Anne Mehlhorns „Salzflut.“ Nach deren abgehackten Stil und permanent wertender und abwertender Haltung empfand ich die ausformulierten, ruhig auch mal längeren, dabei aber immer sehr klaren Sätze von Meyerhoff als eine Wohltat. Auch gefiel es mir sehr, dass der Text überhaupt nicht so gewollt bedeutungsschwanger ist, dabei aber immer sehr wohl Tiefe hat. Der Blick auf das Erzählte bleibt gänzlich ohne Bewertung und so kann Meyerhoff absurde Vorkommnisse oder Charaktere erzählen, ohne dass diese dabei bloßgestellt werden. Das ist alles sehr schön gemacht. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil, den ich mir gleich in der Bibliothek bestellen werde, wenn ich nach Berlin zurückkomme. Ich erkläre Joachim Meyerhoff hiermit für meine Begriffe zum ersten heißen Bewerbsanwärter.

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