berlinale 2009: was man zum abschluss sagen kann.

Daumen hoch: es war die gesundeste Berlinale aller Zeiten, es haben kaum Leute gehustet und geschnupft, so gesund habe ich das Festival meines Wissens noch nie durchlebt, normalerweise ist die Berlinale im Februar ja immer die Top-Brutstätte für Erkältungen und grippale Infekte. Wahrscheinlich hatten das alle, so wie wir, diesen Winter schon vorher durch und reisten mit Top-Immunsystemen an.

Daumen runter: der neue Austragungsort Friedrichstadtpalast sucks! Die Stuhlreihen haben so wenig Beinfreiheit, dass man mit 1,78 m bei aufrechtem Sitzen schon seine Knie an der Vorderreihe stößt, sich kein bisschen umsetzen oder mal gemütlich runterrutschen kann, am Ende von jeden Film tun einem die Knie total weh, es ist schlimmer als in den engsten Billigfliegern, das geht wirklich nicht. Nächstes Jahr sehe ich mir keine Filme im Friedrichstadtpalast mehr an.

von wegen.

Dokumentation über die Einstürzenden Neubauten, Dezember 1989 in Ostberlin – super, und dann also doch noch ein krönender Abschluss der Berlinale 2009.

la teta asustada.

Wettbewerbsbeitrag aus Peru. Man kann nicht sagen, dass der Film einen nicht mitnimmt, aber mittlerweile hat man so viele Filme gesehen, und „London River“ war viel besser, da hat man halt auch nicht mehr alle Geduld der Welt. Es ist Zeit, dass die Berlinale so langsam ein Ende findet, jedenfalls ahne ich, dass ich diesen Film nicht mehr so wohlwollend betrachten kann, wie ich es vielleicht am Anfang des Festivals noch getan hätte – ein bisschen nervig.

empire of silver.

Chinesisches Epos, große Premiere und großer Bahnhof im „Cinema Paris“, der Film ist ganz gut, wäre aber auch ohne bubblegum-cheesy-ending ausgekommen – ganz okay.

katalin varga.

Ein ziemlich langsamer Wettbewerbsfilm, der sich sehr stark auf seine Bilder, und dann noch auf deren Zusammenspiel mit der Musik stützt. Nicht schlecht, aber mir ist das manchmal zu aufgeladen, die Einstellungen zu selbstverliebt lang, nunja, wahrlich keine Katastrophe, aber eben auch nicht preisverdächtig – zu bukolisch.

it might get loud.

Musik-Doku über Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes). In den dokumentarischen Segmenten interessant und gut, allerdings ist die Jam Session, die in der Broschüre als „Highlight des Films“ angepriesen wird, musikalisch dann doch nicht so ein Highlight, Jimmy Page ist deutlich aus der Übung, Jack White der überzeugendste, wahrscheinlich gerade weil er derjenige ist, der noch mittendrin steckt. Die dokumentarischen Teile kompensieren diese nicht-so-prickelnd-wie-angekündigte Jam Session allerdings gut – lohnenswert.

marin blue.

Ambitioniertes amerikanisches Independent-Kino, das auf voller Linie scheitert. Ich habe mich richtig drüber geärgert, vor allem wegen der intellektuellen Arroganz des Films gegenüber den Themen, die man sich für seinen mind-fuck hier klaut (Psychiatrie etc.). Das kann ich mit der Jugendlichkeit der Filmemacher und Schauspieler nicht vollends entschuldigen – für mich bisher mit Abstand der schlechteste Film der Berlinale.

london river.

Eindrucksvoller Wettbewerbsfilm über eine englische Mutter und einen afrikanischen Vater, die nach den Terroranschlägen 2005 in London nach ihren Kindern suchen. Ein paar kleine Mängel in der Dramaturgie (wenn die Tochter vermisst ist und die Mutter Zutritt zur Wohnung der Tochter bekommt, würde sie die Wohnung sofort auf jeglichen Hinweis hin durchsuchen, nicht erst Tage später – und ein paar mehr solch unlogischer Details). Diese Mängel sind ziemlich offensichtlich einer angestrebt spannenderen Entwicklung des Plots geschuldet, mir gefällt das in einem so klaren Film nicht, aber dennoch ist der Film unheimlich überzeugend, mitreißend, toll, weswegen er ja auch ohne diese unlogische Dramaturgie ausgekommen wäre. Besonders die Protagonistin spielt hervorragend – Favorit auf den Goldenen Bären für den besten Film und/ oder die beste weibliche Hauptrolle (allerdings habe ich ja auch nicht allzu viele Wettbewerbsfilme gesehen, und man hört ja, dass „Der Sturm“ Favorit ist).

beeswax.

Wenn man Kunstfilme mit zwei Handlungssträngen mag, die sich im Verlauf des Films gar nicht fortbewegen, aber für viele Dialoge sorgen, dann könnte dieser Film einem gefallen, mir aber in diesem Fall nicht – eher schwach.

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