spendenbitte.

Schwedenurlaub ohne Internet ist theoretisch eine schöne Idee, praktisch aber eher umständlich, wenn anderthalb Wochen vor Schulbeginn immer noch keine Bewilligung der nötigen Schulhelferstunden da ist. Als wir für drei Wochen ein Haus in der Wildnis gebucht haben, wollten wir endlich mal von allem wegkommen – nun aber bedeutet das, dass ich jeden Tag 24 km in den nächsten größeren Ort fahren muss. Ich habe mich dort in der Bibliothek registriert und komme damit ins Internet. Unser Protest gegen die Kürzungen der Schulhelferstunden ist in vollem Schwung. Momentan haben wir trotz vieler Gespräche und auch einiger guter neuer Zeitungsartikel noch immer nichts erreicht: wenn sich nichts ändert, wird John ab übernächster Woche wie viele andere Kinder nicht voll beschult werden können. Ich könnte dann nicht mehr arbeiten – und abgesehen davon zeigen mir fast sieben Wochen Sommerferien auch, dass mir die Betreuung ohne Schule langsam über den Kopf wächst. Wenn John nicht voll beschult wird, dann bleibt irgendwann keine andere Möglichkeit als eine Heimunterbringung. Wir leben am Limit, die Tag-und-Nacht-Betreuung ist ein ausgeklügeltes System aus Eltern, Helfern, Schule: wenn da eine Komponente wegbricht, bricht das System zusammen. Noch können wir John Zuhause haben – eben weil wir so ein funktionierendes System aufgebaut haben. Nächsten Monat wird er neun Jahre alt, und ich hatte eigentlich gehofft, dass er noch ein paar Jahre Zuhause leben kann. Mal ganz abgesehen vom Recht auf Bildung, von Schulpflicht und allen anderen offensichtlichen Argumenten ist dies unsere größte persönliche Sorge.

Was der rot-rote Senat in den letzten anderthalb Jahren mit uns gemacht hat, ist blanker Hohn; ein unvergleichliches Trauerspiel der Politik. Wie man uns in Senatsgesprächen immer wieder vertröstet hat, nur um kurze Zeit später die Bewilligungen eben doch nicht auszustellen. Zum Glück spricht die neueste Pressemitteilung der Grünen vom 12. August deutlich aus, wie jämmerlich sich SPD und Linke beim Thema Schulhelfer verhalten haben und weiter verhalten:

Rot-rot muss Schulhelfer-Chaos beenden

Vom „Elternzentrum Berlin“, dem Verein, den ich mitbegründet habe und bei dem ich im Vorstand bin, arbeiten wir seit über einem Jahr sehr effektiv am Protest. Wir konnten die Katastrophe bisher immer wieder abwenden – nur sieht es dieses Mal nicht mehr danach aus. Nun haben wir allerlei neue Ideen und Aktivitäten, die allerdings Geld kosten, welches wir noch nicht in der Vereinskasse haben (wir arbeiten gerade daran, über Stiftungen etc. ein finanzielles Polster zu bilden). Wir möchten gerne eine ganzseitige Anzeige in einer Berliner Tageszeitung schalten, und brauchen für dieses konkrete Projekt Geld. Wir haben eine Website zum Spenden eingerichtet:

Spenden für die Bildung schwerbehinderter Kinder

Wir haben ein PayPal-Konto eingerichtet, so dass das Spenden auf der Website auch sehr einfach geht, wenn man keine Lust hat, eine Überweisung zu tätigen. Da unser Verein anerkannt gemeinnützig ist, können wir selbstverständlich Spendenquittungen ausstellen, so dass die Spenden in der Steuererklärung problemlos absetzbar sind.

Über jede kleine Hilfe freuen wir uns. Unser Ziel ist es, bis zum 5. September 2.772 Euro zu bekommen, damit unsere Anzeige in der Wochenendausgabe erscheinen kann. Den Tarif für die Anzeige haben wir schon verhandelt, den Anzeigentext fertig geschrieben und eine Grafikerin hat uns das Layout gesponsert – es ist sehr schön geworden. Nun fehlt nur noch das Geld, um diese Anzeige zu schalten. Nähere Infos zur Problematik u.a. auf unserer Protest-Website, oder auch in drei neuen Zeitungsartikeln:

Eltern kämpfen um Recht auf Bildung

Für behinderte Kinder fehlen die Schulhelfer

Lernerfolge bleiben aus

Sehr dankbar wäre ich auch, wenn andere Weblogs den Link zu unserer Spenden-Website verbreiten.

12 thoughts on “spendenbitte.

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    […] gedankenträger [man weiß ja nie] » spendenbitte. […]

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    […] “Wir leben am Limit, die Tag-und-Nacht-Betreuung ist ein ausgeklügeltes System aus Eltern, Helfern, Schule: wenn da eine Komponente wegbricht, bricht das System zusammen” Die Hintergrundinfo. […]

  3. Antworten

    […] Kinder sind in wahlkampfzeiten beliebte fotomotive, bei despoten, CDU, SPD und politikern anderer parteien gleichermassen. in der realpolitik scheinen kinder ebenso beliebt zu sein, als möglichkeit kosten zu sparen. moni sagt: […]

  4. Antworten

    […] ankegroener ankegroener Highly Influential Bitte um Spenden: http://gedankentraeger.de/?p=1190 [link] view […]

  5. Antworten
    Sanníe - 22. August 2009

    Was passiert eigentlich, wenn Du Dich selbst anzeigst, weil Dein Kind der gesetzlichen Schulpflicht nicht nachkommt? Und ist Hausunterricht nicht teurer als ein Schulhelfer?

  6. Antworten
    Moni - 22. August 2009

    Im Notfall klage ich erstmal die Schulassistenz ein (was natürlich mehrere Monate dauern kann, bis es entschieden wird). Wir bereiten außerdem mit versch. Familien und einem Träger eine mögliche Verbandsklage vor – es wird sich Anfang September entscheiden, ob der Verband das macht. Wäre natürlich die beste Lösung, anstatt dass alle einzeln vor Gericht gehen.

    Außerdem habe ich beim Jugendamt einen Eilantrag für „Eingliederungshilfe für behinderte Menschen“ für die Schule gestellt, dann würde die Schulassistenz eben nicht mehr von der Bildungsverwaltung sondern vom Jugendamt gezahlt. Allerdings wird dieser Antrag wahrscheinlich abgelehnt: wir haben gehört, dass sich die Jugendämter (die natürlich von anderen Eltern auch derartige Eilanträge erhalten haben) schon darauf geeinigt haben, die Anträge abzulehnen und an die Bildungsverwaltung zurückzuschicken.

    Es gibt viele Möglichkeiten, alle schön zeit- und nervenraubend, es bleibt auf jeden Fall spannend…

    Im Notfall wird man wahrscheinlich zum Abdecken der Schulpflicht erstmal einen Zivi oder eine Praktikantin an seine Seite setzen wollen, was im Leben nicht funktioniert. Außerdem hat auch John ein Recht auf Bildung, nicht nur auf „Aufbewahrung.“

  7. Antworten
    Moni - 22. August 2009

    Wie teuer Hausunterricht ist, weiß ich nicht. Nur, dass er etwa 6 Stunden pro Woche stattfindet – das ist reines Alibi zum gesetzlichen Abdecken der Schulpflicht. Eine Heimunterbringung kostet den Staat jedenfalls um ein Vielfaches mehr als eine Schulassistenz, aber wenn es aus einem anderen Topf bezahlt wird, interessiert das ja die Bildungsverwaltung nicht. (Logik der Politik.)

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    […] Moni braucht Geld, weil sie sich wehren will. […]

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    […] #Spendenaufruf: Behinderte Kinder brauchen #Schulhelfer http://gedankentraeger.de/?p=1190 […]

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    Torsten Hansen - 24. August 2009

    Es ist eine unglaubliche Taktik, die da vom Senat angewendet wird. Das alles auf den Schultern der Menschen, die nicht die Möglichkeit haben sich selbst zu helfen und dann noch auf den Schultern der Eltern, die zu allen Anstrengungen – die unsere Kinder mit Autismus mit sich bringen – auch noch ertagen müssen. Ein Musterbeispiel der „sozialen“ Politik unseres Senats. Ehrlichkeit scheint ein Fremdwort, sonst hätten wir nicht diesen langen und zehrenden Zeitraum auf eine vernünftige Lösung nach all diesen Gesprächen gehofft. Nun ist es aber nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken, wir werden vom Elternzentrum Berlin e.V. alles menschenmögliche unternehmen, um unseren Kindern eine Bildung zu ermöglichen die sie, wie jeder andere Mensch auf dieser Welt verdient hat und die unseren Kindern zusteht. Das Wort „Aufgeben“ haben wir aus unserem Wortschatz gestrichen! Liebe Leute im Senat, zieht Euch warm an!

  11. Antworten

    […] bittet um Mithilfe, um eine Anzeige schalten zu können, die auf die unerträgliche Bildungs- und […]

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