small things.

„It’s quite fun getting old. The world’s changing and one’s own past turns into an exotic place.“
(Ich mag es, wenn meine greisen Reisenden ermutigend über das Altern sprechen.)

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Das neue Album von Ben Howard gefällt mir, ich bin erleichtert, denn ich hatte ein bisschen Angst, dass es zu viel „Keep your head up“ und zu wenig „Black flies“ wird, aber gar nicht.
(Konzertkarten für den 27.11. in Berlin, check.)

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„Il roule à la parisienne“, sagte der französische Busfahrer auf dem Weg von Honfleur zum Mont Saint Michel über einen Fahrer, der die ganze Zeit auf der mittleren Spur fuhr. Auf Amerikanisch heißt es: „He’s milking the middle lane.“
(Auf Deutsch fällt mir nichts gleichwertig Schönes ein.)

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Mehr zu Kelli Stapleton, der Mutter, die versuchte, sich und ihrer autistischen Tochter das Leben zu nehmen. Die Aggressionen von schwer beeinträchtigten Autisten können schlimm sein, aber selbst sie sind keine Rechtfertigung für einen Mordversuch.

„Like a subset of autistic children, Issy can fly into violent, unstoppable rages. Usually, it’s because they want something but can’t have it (going to an amusement park on a Tuesday evening), or because they are frustrated, or sometimes just to get attention. Typically, it’s directed against their mother, because she’s smaller, usually the one saying no, and also there more often. Issy has hit Kelli so hard that she’s knocked her unconscious; twice she has sent her mother to the hospital.“ [#]

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The Creepy New Wave of the Internet [#]

The Internet of Things, Enchanting Objects, wtf, creepy indeed. „Among these enchanted objects are the Google Latitude Doorbell that lets you know where your family members are and when they are approaching home, an umbrella that turns blue when it is about to rain so you might be inspired to take it with you, and a jacket that gives you a hug every time someone likes your Facebook post.“

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In den Herbstferien waren wir in Norddeutschland, sind mit dem Katamaran von Cuxhaven nach Helgoland gefahren und waren in Bourtange in Holland, sehr schön alles. Bourtange ist gar nicht weit weg von Oldenburg, ich habe keine Ahnung, warum ich dort noch nie gewesen bin, wirklich empfehlenswert.

Seehund

Helgoland

Bourtange

Bourtange

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Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe in der Normandie wird im Informationszentrum des Volksbunds Kriegsgräberfürsorge das Gedicht Liberté von Paul Eluard zitiert. So las ich im Oktober 2014 in Frankreich dieselbe Zeile: „Je suis né pour te connaître“, die mir im Oktober 2012 in Bulgarien als Graffiti begegnet war.

new york hat nichts mit afrika zu tun [nachricht an mich selbst].

Diese Leute, die mal eben übers Wochenende nach New York fliegen, freitags nach der Arbeit hin und sonntags zurück. Wie viele Stunden ist man dann eigentlich da, erst recht, wenn man die Transfers vom und zum Flughafen abrechnet? Jedenfalls, seitdem ich letzten Herbst in Afrika war, ertrage ich solche Exzesse nur noch so schwer. (Also Achtung: Jammertext.) Ich weiß, es sollte mir egal sein, ob jemand übers Wochenende mal eben nach New York fliegt und wer weiß, vielleicht gibt es auch so eine Art fundamentaler Unzufriedenheit, die nur ein Schnelltrip nach New York ein bisschen heilen kann, was weiß denn ich, ich bin vom Land, ich bin pragmatisch, also für mich persönlich als Grundstimmung einfach zufrieden mit dem, was ist. Ich verstehe das also nicht, das ist wahrscheinlich der Punkt.

Seit Afrika ist es allerdings schlimmer geworden, weil zusätzlich zu diesem grundsätzlichen Nichtverstehen nun noch ständig das Totschlagargument der „Kinder in Afrika“ in meinem Kopf rumwabert. Ich habe zum Beispiel vorher mal angedacht, dass wir vielleicht eine größere Wohnung suchen könnten. Zu Dritt auf 75 qm, das ist nicht so wahnsinnig viel Platz, aber diesen Gedanken habe ich fast unmerklich ad acta gelegt. Wir brauchen nicht mehr Platz und ich brauche überhaupt ganz wenig. Was machen wir hier eigentlich, frage ich mich (banalerweise) nun permanent.

Ich komme ja nicht dazu, meine letzten drei Teile Afrika zu schreiben, daher hier nur in Kürze: In Lake Naivasha verletzte sich eine Frau aus meiner Reisegruppe schwer und wir mussten spät abends mit ihr in die Notaufnahme des lokalen Krankenhauses fahren. So etwas wie dort habe ich noch nie gesehen. Vorhänge voll von Blutflecken, teils frischrot und teils schon ganz altbraun. Kein Fußboden, nur Estrich. Eine kreischende Frau, deren drei Monate altes Baby gerade gestorben war, und es gab niemanden, der mit ihr sprach, denn überhaupt arbeiteten dort nur zwei Frauen für eine wachsende Menge an Notfällen. Transportliegen gab es nicht, die Menschen wurden in Rollstühlen von einem Ort an einen anderen gefahren, und die Rollstühle sahen aus, als ob sie in den Fünfzigern schon hier in Deutschland benutzt wurden. Wenn jemand liegend transportiert werden musste, wurde der Rollstuhl nach hinten gekippt und vorne lief jemand rückwärts mit, der die Beine des Verletzten gerade streckte. Eine sterile Umgebung gab es nirgendwo. Die Utensilien waren in alte Geschirrtücher eingeschlagen. Das ist nicht alles, aber es mag einen Eindruck geben.

Meine Reisende war in der Badewanne hingefallen und hatte sich den Hinterkopf so aufgeschlagen, dass man einen Teil davon einfach aufklappen und hineinsehen konnte. Entsprechend die Blutmenge der Platzwunde. Zum Glück gab es in meiner Reisegruppe auch einen Mann, der Arzt war (Frauenarzt, aber immerhin Arzt). Den holte ich gleich und er fuhr mit uns ins Krankenhaus. Er konnte die Verletzte selbst versorgen, so dass wir nicht auf die beiden Frauen warten mussten, die dort arbeiteten. Auch wenn sie wenig begeistert davon schienen, dass da plötzlich Weiße kamen, die einen eigenen Arzt mitbrachten, aber ihre Utensilien benutzen wollten, waren sie hilfsbereit. Dann stellte sich heraus, dass es im ganzen Krankenhaus keine Rasierklinge gab, die der Arzt brauchte, um die Haare rund um die Wunde abzurasieren. Wir waren den ganzen Tag im Busch gewesen und die Haare waren voller Staub und Bakterien.

Die eine Frau, die im Krankenhaus arbeitete (Ärztin? Schwester? Ich hatte aus der Lodge auch einen Übersetzer mitgenommen, aber in der Hektik der Situation klappte das mit dem Übersetzen zwischen Suaheli und Englisch nicht so gut), die eine Frau also gab unserem Arzt ein Skalpell als Rasierklingenersatz. Geduldig und vorsichtig kratzte er die Haare um die Wunde herum ab, was mit dem kleinen Skalpell eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Dann desinfizierte er alles und nähte die Wunde zu (noch mit dem Witz: „As an ob/gyn, at least I’m really good at stitches!“). Zum Glück gab es in dem Krankenhaus tatsächlich ein Röntgengerät. Neben dem Gerät hing eine Dankesplakette für die Stifter des Geräts, vier Namen. Daneben hing ein Kalender von vor drei Jahren. Ich stellte mir vor, dass irgendwann vor drei Jahren jemand hier gewesen war, der oder die diesen Ort etwas verschönern wollte und dazu den Kalender aufhängte, der in der sonstigen Trostlosigkeit, Kaputtheit, Unfertigheit und Armut des Gebäudes allerdings völlig absurd wirkte, und dann einfach dort hängengeblieben war, weil wahrscheinlich niemand hier Zeit hatte, ihn überhaupt zu bemerken.

Als wir gegen ein Uhr nachts in der tiefschwarzen afrikanischen Dunkelheit in die Lodge zurückfuhren – wir hatten so ein komisches Gefährt, das wie ein Golfcart aussah – wären wir dann fast noch verunglückt, denn plötzlich tauchte direkt vor uns im Scheinwerferlicht ein Nilpferd auf, ein Riesenkoloss. Der Fahrer machte eine Vollbremsung, wir wurden alle nach vorne geschleudert und das Nilpferd sprang erstaunlich beweglich und schnell rechts zur Seite und lief ebenso erstaunlich schnell weg. Ich glaube nicht, dass wir es hätten überleben können, wenn wir mit dem Nilpferd kollidiert wären. Nunja, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Zurück zum Totschlagargument in meinem Kopf. Denn was da in Lake Naivasha los ist, diese Konzentration von Menschen und deren eklatant mangelnde Versorgung, hat ganz direkt etwas mit uns hier zu tun.

In Lake Naivasha gibt es enorme Blumenfarmen, riesige Gewächshäuser, man kann sich das kaum vorstellen, wenn man das nicht gesehen hat. Dort werden für uns die Blumen gezüchtet. Ich habe irgendwo gelesen, dass mehr als 80% der Blumen, die in Deutschland verkauft werden, aus Afrika und Südamerika stammen. Panorama hatte zum Beispiel mal einen Beitrag zu den Farmen am Lake Naivasha. Es ist für den See und die ganze Umwelt dort eine Katastrophe und die Pestizide sind bei ungenügender Schutzkleidung für die Arbeiterinnen und Arbeiter sehr gefährlich. Zudem erhalten sie für die harte Arbeit nur 20-30 Euro im Monat. Es heißt oft: „Die Blumenindustrie in Kenia ernährt mehr als eine halbe Million Menschen.“ Das klingt so schön, aber ich habe zum Beispiel gesehen, wie die Menschen nach der Arbeit kilometerweit am Straßenrand von der Farm zu Fuß zu ihren Hütten zurücklaufen. Mein kenianischer Kollege hat mir das gezeigt, ich habe mich so geschämt. Nicht einmal Transportmöglichkeiten werden ihnen zur Verfügung gestellt. Mal ganz abgesehen von allem anderen.

Das Krankenhaus, das ich für ein paar Stunden erleben durfte, zeigt die Probleme auch sehr deutlich. Der Grund wird hier zusammengefasst: „In den letzten 10 Jahren sind durch die Blumenzucht viele Menschen in die Region eingewandert. Es wurden 700.000 Arbeiter eingestellt, 70% von ihnen sind Frauen. Die meisten haben ihre Familien mitgebracht. Die Gesundheitsversorgung wurde nicht entsprechend den wachsenden Bevölkerungszahlen mitentwickelt. Das Krankenhaus in Naivasha versorgt mehr als 400.000 Menschen, obwohl es für weniger als die Hälfte gebaut wurde.“

Ich musste am folgenden Tag noch einmal in das Krankenhaus fahren, um mit der Radiologin, die nachts keinen Dienst gehabt hatte, das Röntgenbild zu besprechen (zum Glück hatte meine Reisende keine Schädelfraktur). Tagsüber war die Situation im Krankenhaus nicht viel ermutigender als nachts. Was aber kann ich tun, frage ich mich seitdem. Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen. In der Zwischenzeit hadere ich stattdessen ungewollt mit so Sachen wie „Übers Wochenende nach New York fliegen.“ Das bringt nun ja aber auch niemandem was. [Ohne Pointe. Ohne Lösung.]

the east african travelogue [dritter teil: serengeti].

„Everything in Africa bites, but the safari bug is worst of all.“
(Brian Jackman)

Nach meiner ersten Pirschfahrt träume ich nachts von der Savanne, dem gelben Gras, das sich im Wind bewegt und den Löwen im Gras – ganz so, wie wir es tagsüber gesehen haben. Es fühlt sich absurd real an. Hermann, in dessen Auto ich am nächsten Morgen sitze, lächelt und sagt, er höre immer wieder, dass die Ausländer vom Land und von den Tieren so lebhaft träumen. Und die Geräusche, die wir die ganze Nacht gehört haben, so ein merkwürdiges Kichern, was waren das denn nur für Vögel? Das waren keine Vögel, sagt er, das waren Buschbabys, kleine Feuchtnasenaffen. Er ahmt das Kichern nach und genau, das ist es. Unsere Fahrer und unser Safari Manager sind sehr gut darin, alle möglichen Tiergeräusche nachzuahmen und so lernen wir langsam zu unterscheiden, was wir hören, wenn wir es nicht sehen. (Das Bellen der Paviane, das Keuchen der Hyänen.)

Es gehört mit zu den tollsten Erfahrungen der Reise, abends im Bett zu liegen, diese ganzen Geräusche zu hören und wegzudämmern im Bewusstsein, dass direkt vor der Tür all diese Tiere aktiv sind. Sie tragen einen direkt in diese lebhaften Träume hinein. Ich liebe Einschlafen im Busch. Ich glaube, ich hatte mir vorher vorgestellt, dass das irgendwie beängstigend sein könnte, ist es aber tatsächlich überhaupt nicht.

Unser Safari Manager ist ein Maasai. Sein Vater ist noch in einer traditionellen Siedlung aufgewachsen, als eines von zehn Kindern. In den Fünfzigern, also vor der Unabhängigkeit, verlangten die Engländer von Familien mit so vielen Kindern, wenigstens eines in die Schule zu schicken. Weil Philips Vater der schlechteste Ziegenhüter war, wählte der Vater ihn für die Schule aus. Das Glück der Bildung genoss er also nur, weil er von allen zehn Kindern am Entbehrlichsten war. Er lernte und wurde später selbst Lehrer. Seine Kinder wuchsen außerhalb des Dorfes auf, jedoch haben sie Maa gelernt, die Sprache der Maasai, und auch zeitweise im Dorf gelebt, um die Bindung an den Stamm zu halten. Philip kennt also beide Welten sehr gut und ich bin dankbar, mit ihm ins Maasai-Dorf zu gehen, was mir ansonsten sehr touristisch und/oder übergriffig vorgekommen wäre.

Nach zwei Nächten Ngorongoro fahren wir weiter in die Serengeti. Zuerst sind da noch viele Bäume und einigermaßen viel grün, die Bäume sind oft mit Epiphyten bewachsen und mit Baumflechten behangen. Es gibt viele der für Afrika so typischen Akazien, zuerst flat-top acacias (von denen ich nicht weiß, wie sie auf Deutsch heißen), später Schirmakazien und auch Fieberakazien, mit der gelben Rinde, die ihren Namen vom Gelbfieber haben, oder vom Malariafieber, je nachdem, welcher Quelle man Glauben schenkt. Es gibt, so Hermann, Hunderte Arten von Akazien und als eine unserer Reisenden ihn fragt, ob sie denn alle Dornen haben, sagt er: „Absolutely. Let’s say: if it doesn’t have thorns, it’s not an acacia.“

Es gebe in Afrika aber auch exotische Bäume. Er zeigt auf eine Kiefer und ich denke mir, wie schön das ist: die Vorstellung (im doppelten Sinn) der Kiefer als exotischer Baum.

[Ich interessiere mich eigentlich weniger für Bäume, aber es gehört anscheinend zu meiner conditio africana, dass ich plötzlich restlos alles interessant finde.]

Wir fahren am Grab von Bernhard und Michael Grzimek vorbei. Ich habe als Kind natürlich Serengeti darf nicht sterben gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass es einen übermäßig großen Eindruck auf mich gemacht hat. Erst hier vor Ort erwischt mich diese Begeisterung, und es sind überhaupt nicht nur die Tiere, es sind natürlich auch die Menschen und vor allem diese Landschaft: die Luft, die irgendwie anders ist, der hohe Himmel, das Licht, die schönen Farben, die Gerüche und Geräusche. Im Stillen entschuldige ich mich bei den Grzimeks. (Dass ich aber auch immer erst selbst an Orte kommen muss, um zu begreifen.)

[Trivia: was ich vorher auch nicht wusste: Nach dem Tod von Michael Grzimek, der im Flugzeug in Tansania mit einem Geier kollidiert und dabei gestorben war, ließ Bernhard Grzimek sich scheiden, heiratete die Frau seines verstorbenen Sohnes und adoptierte seine eigenen Enkelkinder.]

Wir kommen in eine wüstenartige Landschaft, in der sich der rote Staub über die paar verbliebenen Bewüchse gelegt hat. Elefanten essen Staub. Hermann: „It’s part of their diet, and actually it’s now part of our diet, too.“ Er lacht und Recht hat er. Beim Fahren atmen wir so viel von diesem Staub ein, dass wir alle sehr viel Wasser trinken, denn der Staub trocknet einen innerlich regelrecht aus. Die kahle, rote Landschaft sieht im Kontrast mit dem tiefblauen Himmel fast surreal aus.

Auf dem Weg nach Serengeti

Giraffen (Ngorongoro)

Drei Giraffen (Ngorongoro)

Vier Giraffen (Ngorongoro)

Zwischenstopp in der Oldupai-Schlucht. Wir haben einen Vortrag mit einem Archäologen gebucht. Während meine Gruppe erfreut die Toiletten stürmt, lerne ich den Wissenschaftler kennen und bespreche kurz unseren Zeitplan mit ihm. Schon von diesen wenigen Minuten Vorgespräch weiß ich, dass es gut werden wird, und tatsächlich ist sein Vortrag fantastisch. Die Oldupai-Schlucht wird als Wiege der Menschheit bezeichnet (wenn auch Kenia, Tschad und Äthiopien das gleiche von sich sagen können). Hier wurden Fußabdrücke gefunden, die vor etwa 3,7 Millionen Jahren entstanden und die zeigen, dass die Hominiden offensichtlich schon in aufrechtem Gang über frische Vulkanasche gegangen sind. Nach dem Vortrag haben wir noch Zeit für das Museum. Eine Echse blickt in die Schlucht.

Echse blickt in die Oldupai-Schlucht

Vogelnester (Oldupai Schlucht)

Die Vogelnester sind wohl nur interessant, wenn man die Geschichte dazu kennt: sie gehören einer einzigen Vogelfamilie, die auch nur in einem dieser Nester lebt. Die anderen Nester sind Attrappen zum Schutz vor Angreifern. Die Vogelfamilie lebt in dem Nest, das für Angreifer am Schwierigsten zu erreichen ist und somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein falsches Nest angegriffen wird. [Das ist ein bisschen so wie mit uns und dem Datenschutz jetzt.]

Wir kommen in der Lodge in Serengeti an, ich gehe in mein Zimmer und bin begeistert vom Ausblick und vom Affenbesuch auf meinem Balkon.

Blick von der Lodge in die Serengeti

Affenbesuch auf meinem Balkon

Wir sehen die typischen, abgerundeten Granitfelsbrocken, Kopjes, die ursprünglich unter der Erde lagen und dann mit der Zeit freigespült wurden. Auf einem der Kopjes liegt ein großer Löwe. An einem Fluss sehe ich zum ersten Mal ein Dikdik, die kleinste Antilopenart, kaum größer als ein Hase.

Dikdik (Serengeti)

An einem See die ersten Flamingoschwärme. (Ja, Afrika ist nicht Jenseits von Afrika, aber natürlich muss ich an diese Szene mit den Flamingoschwärmen denken, als Robert Redford und Meryl Streep in seinem Flugzeug an einem See entlang fliegen.) Und dann sehen wir einen Geparden, der eine Gazelle erlegt. Er hält sie lange ganz still, das Maul in ihren Hals gegraben, er wartet geduldig, das ist brutal, aber noch brutaler ist es, als er sich sicher ist, dass die Gazelle tot ist, und er sie zu fressen beginnt. Ein Blutbad. Wir fahren zurück in die Lodge, für heute reicht es mit der Wildnis.

Am nächsten Morgen Wecken um vier Uhr nachts, Abfahrt 4:30 Uhr, um halb sechs kommen wir bei den Ballons an, die mit der aufgehenden Sonne vorbereitet werden, und gegen halb sieben steigen wir im Morgengrauen ein und auf und dazu gibt es nicht viel zu sagen. Das ist erhebend (auch im doppelten Sinn).

Ballonfahrt im Morgengrauen (Serengeti)

Ballonfahrt (Serengeti)

Blick vom Ballon auf die Autos (Serengeti)

Ballonfahrt (Serengeti)

Blick auf die Serengeti von oben

Serengeti von oben

Die Ballonfahrt kostet $500 pro Person. Ein Paar hatte einen Tag vor Abreise storniert und die Ballonfahrt, die nicht mehr storniert werden konnte, war also schon bezahlt, deshalb durfte ich kostenlos mitfahren. Was für ein Glück.

Danach Frühstück im Busch, mit einem Plumpsklo als Buschtoilette – Loo with a View.

Buschfrühstück

"Loo with a view" (Buschtoilette)

Serengeti wird von allen Nationalparks mein Favorit bleiben.

Sonnenuntergang (Serengeti)

Giraffe (auf dem Weg nach Serengeti)

Giraffe (Serengeti)

Elefant (Serengeti)

the east african travelogue [zweiter teil: ngorongoro].

„Take nothing but photos and leave nothing but your footprints.“
(Philip, unser Safari Manager)

Auf dem Weg von Arusha nach Ngorongoro sehen wir gleich am Beginn der Fahrt den als Charakterberg bezeichneten Kilimanjaro, den höchsten Berg Afrikas. Er liegt an der Grenze von Tansania und Kenia, noch in Tansania, aber den schönsten Blick soll man vom kenianischen Amboseli Nationalpark haben, den wir in der zweiten Woche besuchen werden. In der Zwischenzeit freue ich mich, den Kili hier schon einmal zu sehen. Der Gipfel trägt eine viel kleinere Schneekuppe, als ich es von Fotos kenne. Unser Fahrer erklärt, dass es einerseits an der Jahreszeit liege und andererseits schmelze der Schnee wohl tatsächlich immer mehr ab. Der Gipfel heißt Uhuru Peak, weil die Tanganyika African National Union dort 1961 Fackeln der Freiheit entzündete. Uhuru, das ist das Wort für politische Freiheit und Unabhängigkeit, es wird uns in Tansania und Kenia überall begegnen.

[Trivia: Der Kilimanjaro wurde am 6. Oktober 1889 das erste Mal bestiegen, und zwar durch Ludwig Purtscheller aus Salzburg und Hans Meyer aus Leipzig. Warum mich das interessiert, weiß ich auch nicht, vielleicht wegen der ganzen Eiger-Geschichten im August in der Schweiz, wo mich der Blick von Mürren aus auf den Eiger immer ein bisschen umhaut. Aber zurück nach Tansania.]

Am Wegesrand bereiten Frauen mtoke zu, Kochbananen. In einem kleinen Ort finden wir eine Apotheke und kaufen Antibiotika für eine meiner Reisenden, die sich auf dem Flug eine Blaseninfektion eingefangen hat. So langsam werden die Städte und Dörfer seltener und ich sehe zum ersten Mal das weite Land, die typisch ostafrikanische Savanne.

Auf dem Weg in den Busch

Die Straße ist an vielen Stellen im Bau befindlich und so müssen wir oft auf ungeteerte Pisten voller Schlaglöcher ausweichen. Wir schaukeln ordentlich in unseren Land Cruisern und nach zwei Stunden kommt ein Funkspruch aus einem unserer Autos, er hat einen Platten. Wir halten an und die Fahrer wechseln gemeinsam – und in erstaunlicher Geschwindigkeit – den Reifen aus. Zum Glück hat jeder Wagen zwei Ersatzreifen. Die braucht man hier, das ist schnell klar. Als wir wieder einsteigen, zeigt Peter, der Fahrer des Autos, in dem ich für diese Wegstrecke sitze, in die Landschaft und sagt: „By the way, that’s a baobab over there.“ Mein erster Affenbrotbaum, und ich hätte ihn vor lauter Reifenwechseln fast verpasst.

Wir nähern uns dem Großen Ostafrikanischen Graben. Das Great Rift Valley entstand vor zwei bis drei Millionen Jahren durch Erdfaltung und erstreckt sich über 6.000 Kilometer vom Toten Meer bis Mosambik. Aus unserem Minifitzel Deutschland kommend, bin ich schwer beeindruckt. Die Ausmaße von allem hier scheinen unfassbar.

Wir fahren in vielen Kurven den Rand des Ngorongoro-Kraters hoch, unsere Lodge liegt auf etwa 2.400 Metern Höhe. Der Krater entstand durch Lavaströme. Bei einer Explosion sackte die Mitte ein und bildete einen Vulkankegel von zehn mal sechzehn Kilometern. Heute ist es der größte, nicht mit Wasser gefüllte Krater der Erde und bis zu 30.000 Tiere leben dort. Viele verlassen den Krater anscheinend niemals, sie haben dort alles, was sie zum Leben brauchen. Die großen Tierwanderungen finden woanders statt, da kommen wir auch noch hin, hier konzentrieren sich die Tiere aber erst einmal.

Am nächsten Morgen machen wir unsere erste Pirschfahrt. Damit wir weiter fahren können, nehmen wir unser Mittagessen gleich als Lunchbox mit. Wir fahren hinunter in die Caldera.

Unterwegs nach Ngorongoro

Ich bin im Auto von Donald und er schlägt vor, dass jeder zehn Punkte bekommt, der ein Tier entdeckt. Genau in dem Moment sehe ich links von uns zwei Zebras, die ersten 20 Punkte sind meine. Wenn man meint, ein Tier gesehen zu haben und es stellt sich als Busch heraus, werden Punkte abgezogen. Im Laufe des Tages haben wir viel Spaß mit unseren Punkten. Und wir sehen unglaublich viele Tiere. Unsere Land Cruiser haben ein Dach, das geöffnet werden kann, und so können wir im Auto stehen und die Tiere direkt beobachten und fotografieren, wobei einige sehr nah sind und andere doch eher fern, wie zum Beispiel ein Schwarznashorn, das wir nur mit dem Fernglas beobachten können, während ein Gnu direkt neben dem Wagen steht.

Zebraherde (Ngorongoro)

Gnus (Ngorongoro)

Tüpfelhyäne (Ngorongoro)

Donald fragt uns jeweils: „Sawa, sawa?“, ob wir bereit sind weiterzufahren. Sawa heißt gut, und seine Frage damit soviel wie: „Sind wir gut?“ (was natürlich auf Deutsch keinen Sinn macht, aber auf Englisch schon). Das Sawa, sawa benutzen wir in den beiden Wochen dann ständig, wenn es weitergehen kann. Binnen weniger Tage lernen wir fast so etwas wie eine eigene Sprache, dazu gehört zum Beispiel auch der Ausdruck „checking the tyres.“ Wenn wir in der Wildnis unterwegs sind, gibt es natürlich nur selten Toiletten. Die Fahrer müsen einen Ort finden, an dem es nicht gefährlich ist auszusteigen, und dann muss derjenige oder diejenige hinter das Auto gehen, das ist die einzige Möglichkeit. Und das heißt eben: „Donald, I need to check the tyres.“

Mittagspause an einem See. In unseren Lunchboxes gibt es einen unglaublich leckeren Passionsfruchtsaft. Wir essen in den Autos und werden gewarnt, bloß kein Essen mit nach draußen zu nehmen. Tatsächlich kreisen über uns große Schwarzmilane, Raubvögel, die in Sekundenbruchteilen hinabstürzen können und anscheinend schon Touristen schwer verletzt haben, die Essen mit aus den Autos genommen haben.

Schon am ersten Tag im Busch haben wir vier der Big Five gesehen: Elefant, Büffel, Nashorn und Löwe. Uns fehlt nur noch der Leopard. Ich lerne, dass es neben den Big Five auch die Ugly Five gibt, zu denen die Gnus gehören und die Warzenschweine, die wir gesehen haben. Was wir nicht alles gesehen haben: so viele Thomson- und Grant-Gazellen, Impalas, Tüpfelhyänen, Strauße und Riesentrappen, und was ich jetzt noch alles vergesse. Ngorongoro wird als achtes Weltwunder bezeichnet und ist ein UNESCO Weltkulturerbe, keine Frage warum.

Sonnenuntergang (Ngorongoro)

the east african travelogue [erster teil: ankunft in arusha].

„There are no foreign lands. It is the traveler only who is foreign.“
(Robert Lewis Stevenson)

Die ganze Zeit möchte ich meinen Reisebericht über Afrika schreiben und schaffe es zuerst tage- und dann wochenlang nicht. Weil so viel passiert ist? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, das stimmt. Oder weil es so schwer zu beschreiben ist? Alles, was ich sagen möchte, driftet schon im Denken so leicht in zu viel Pathos ab und mir ist natürlich klar, dass dieses Pathos an der afrikanischen Realität vorbeigeht. Afrika, das ist nicht die romantisierte Welt von Jenseits von Afrika.
[„I had a farm in Africa, at the foot of the Ngong Hills.“ Ich höre prompt Meryl Streeps Stimme.]
Heute zieht selbst ein traditionell gekleideter Maasai auch schonmal plötzlich ein Handy aus seiner roten Shouka. Aber vielleicht beginne ich doch lieber am Anfang.

Flug über Istanbul nach Arusha, Ankunft Ortszeit 3:20 Uhr in der Nacht. Mit mir steigen nur eine Handvoll Leute aus, der Rest fliegt weiter nach Mombasa. Das Visum für Tansania hatte ich mir nicht mehr vorher in Berlin besorgt und kaufe es problemlos bei der Ankunft – es kostet vor Ort sogar nur $50 anstatt in Deutschland €75. Mein Gepäck kommt nicht an, der Lost & Found Schalter ist zur Nacht nicht besetzt. Ich darf die Ankunftshalle nicht verlassen und danach wieder reinkommen, kann also dem auf mich wartenden Fahrer draußen nicht Bescheid sagen. Ich hoffe, dass er nicht wegfährt und suche jemanden, der die Meldung zum vermissten Gepäck aufnimmt. Mit ziemlicher Verspätung komme ich dann nach draußen, mein Fahrer wartet noch, und sogar noch jemand vom Büro des Ground Operators, mit dem wir in Tansania zusammenarbeiten. Zwei Leute schlagen sich die Nacht um die Ohren, um mich abzuholen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, aber man kann sich hier nicht einfach ein Taxi zum Hotel nehmen.

Wir fahren etwa eine Stunde nach Arusha. Sie haben mich in einem der Geländewagen Marke Land Cruiser abgeholt, mit denen wir die Safari machen werden. Das Fenster lässt sich leicht zur Seite schieben. Draußen ist es dunkel, ich erahne nur die Natur, aber die Luft ist wunderbar, ganz mild. Wir fahren durch vereinzelte Townships, in denen Menschen in der Dunkelheit zwischen Wellblechhütten herumlaufen. Langsam geht die Sonne auf, während wir Arusha erreichen. Den Vorschlag, unser für 10 Uhr geplantes Meeting auf den nächsten Morgen zu verschieben, nehme ich dankbar an und lege mich um sechs Uhr morgens ins Bett. Unter einem Moskitonetz zu schlafen ist gewöhnungsbedürftiger, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe noch nie Platzangst gehabt, aber unter dem Netz das erste Mal eine Ahnung, wie sich das anfühlt.

Als weiße Frau in Arusha alleine spazieren zu gehen, erweist sich als nahezu unmöglich. Bei jedem Schritt werde ich angesprochen, ob ich Schuhe kaufen möchte, eine Rundfahrt mit dem Motorrad machen oder eine Safari buchen. Im Buchladen, der im Schaufenster „Books in English“ bewirbt, sind ausnahmslos alle Bücher auf Englisch Ratgeber, wie man geschäftlichen Erfolg erzielt und reich wird. How to become a millionaire. Ich gehe ins Africafé und – kolonialistisches Erbe? – sehe in der Auslage als Erstes eine Schwarzwälder Kirschtorte (die ich nicht esse).

[Trivia: Das Kisuaheliwort für Geld, hela, kommt vom deutschen Heller. Ein Angehöriger der High-Society heißt wabenzi, abgeleitet von Mercedes-Benz-Fahrer.]

Im Hotel elende Versuche, mit dem Lost & Found am Flughafen zu telefonieren und etwas über mein Gepäck herauszufinden. Jemand vom Hotel bringt mir netterweise einen Beutel mit Deo, Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo und einem grünen T-Shirt mit der Aufschrift Jambo Tanzania. Da die Klimaanlage nicht funktioniert, oder ich sie zumindest nicht ans Laufen bringen kann, öffne ich das Fenster. Ich bin beeindruckt von den Bananenbäumen, die fast ins Zimmer ragen und merke erst spät, dass sie Heimat recht großer, merkwürdig aussehender Insekten (einer Grillenart?) sind, die ich mit dem Öffnen des Fensters in mein Zimmer einlade. Argh, bestimmt ein totaler Anfängerfehler. Dann also erstmal Insektenjagd.

Bäume vorm Fenster

Obwohl ich am ersten Tag noch fast gar nichts wirklich gemacht habe, bin ich erschöpft. Das bloße Sein wird anstrengend, wenn alles ungewohnt ist. Ich kann gar nicht anders, als in jeder Sekunde alles wahrzunehmen, weil eben alles anders ist. Alleine wenn ich nur von meinem Zimmer zum Restaurant durch den Garten laufe, ist das kein schnödes Laufen von A nach B, weil die unbekannten, erstaunlich starken Düfte der blühenden Pflanzen in der Luft hängen. Im Restaurant schlägt die Köchin ein Ei für ein Omelett auf und das Eidotter sieht ganz hellgelb aus, fast weiß. Alles riecht anders, alles sieht anders aus, bis hin zum Eigelb, ohne Scheiß. Das ist ebenso faszinierend wie erschöpfend.

Für das Meeting werde ich am nächsten Morgen schon wieder gleich von zwei Leuten abgeholt. Die Reisegruppe kommt am Abend an und bis dahin haben wir alles tiptop vorbereitet. Auf dem Weg zum Flughafen nehmen mich meine neuen afrikanischen Kollegen, die sich schnell als sehr sympathisch und nett herausgestellt haben, mit in ein kleines Café, weil wir viel zu früh dran sind. Das Café besteht aus einer bunt angemalten Hütte und ein paar roten Plastikstühlen und -tischen, die draußen in den Sand gestellt wurden. Im Gegensatz zum Africafé in der Innenstadt, in dem nur Touristen gewesen waren, bin ich hier die einzige Weiße. Es gibt traditionelles Essen, ugali (eine Art Polenta) und afrikanischen Eintopf. Als ich zum Bezahlen reingehe, bin ich ehrlich gesagt froh, dass ich die Küche nicht vor dem Essen gesehen habe.

Einer meiner Reisenden wird im Rollstuhl aus dem Flughafengebäude gefahren. Er hat eine Halbseitenlähmung, wie ich später erfahre von einem Absturz in einer Cessna. Einen eigenen Rollstuhl hat er nicht mitgebracht, weil er am Stock langsam selbst laufen kann. In den Lodges sind die einzelnen Hütten aber teils recht weit voneinander entfernt und das Gelände ist uneben und hat Gefälle, sagt mein afrikanischer Kollege. Er ruft gleich unsere Lodges an, die zum Glück alle einen Rollstuhl haben.

Mein Gepäck wurde gefunden und soll in der Nacht mit dem nächsten Flugzeug aus Istanbul ankommen. Nach drei Tagen ist es da, was für eine Erleichterung, gerade rechtzeitig für unsere Abreise aus Arusha in Richtung Ngorongoro-Krater. Wir fahren zum ersten Mal in unserem Konvoi von sechs Land Cruisern: meine Gruppe hat 26 Personen, jeweils sechs passen in ein Auto und der Safari Manager und ich wechseln zwischen den Autos.

Konvoi

Auf dem Weg aus der Stadt heraus sehe ich eine Wellblechhütte, die kaum größer ist als ein Dixie-Klo, ein Loch aus dem Blech geschnitten als Tür, und ein kleineres als Fenster, und in bunten Farben steht mit dem Pinsel draufgemalt: „Hair Cut Saloon.“

Weitere Straßenimpressionen von unterwegs im Bild (unterschiedliche Orte und Transfers):

Ole's Hotel

Straßenszene

Straßenszene

Wasserstelle

flausch am donnerstag.

Hier ein paar Bilder von der Safari in Tansania und Kenia. Ein Bericht der Reise folgt hoffentlich in den nächsten Tagen, nur soviel erstmal: es war sehr ereignisreich. Eine meiner Reisenden hat sich schwer verletzt und so lernte ich die nächtliche Notaufnahme eines entlegenen Buschkrankenhauses kennen, und dann kam der Terroranschlag in Nairobi, durch den wir unsere Pläne für die Reisegruppe spontan umdisponieren mussten.

Ostafrika selbst war nichts anderes als fantastisch, ein absolutes Sehnsuchtsland.

Giraffenpaar (Ngorongoro)

Elefantenkind (Serengeti)

Gazelle (Ngorongoro)

In der Lodge in Lake Naivasha

Zebras (Ngorongoro)

(Mehr Bilder bei Flickr: als Slide Show oder als Set.)

für welchen spass ich bezahlt werde.

 Kandersteg, auf dem Weg zum Oeschinensee

Kandersteg, auf dem Weg zum Oeschinensee.

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Lustige Sachen sagen meine Reisenden hier in der Schweiz:
„Being a little patient is like being a little pregnant.“

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„What I lack in talent, I make up for in enthusiasm. Which even makes it worse, of course.“

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Von 21 amerikanischen Reisenden lesen drei herkömmliche Bücher und der Rest hat eReader dabei, größtenteils kindle, und diese Menschen sind fast alle über 70 Jahre alt. So viel zur Zukunft des Buchs als Buch?

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Ich habe John Greens The Fault in Our Stars gelesen und sehr gemocht.
[„Writing does not resurrect. It buries.“]

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UND: Ich bin in der etwas absurden Lage, mich bei bestem Alpenwetter auf Ostafrika vorzubereiten. Ich habe kurzfristig meine für September geplante Donau-Reise mit einer zweiwöchigen Safari in Tansania und Kenia getauscht. Die Flüge sind gebucht und sobald ich wieder in Berlin bin, muss ich mich um Impfungen kümmern (Hepatitis, Tetanus, Gelbfieber), Malariaprophylaxe-Tabletten besorgen (aber nicht Lariam) und die beiden Visa beantragen. Ich war noch nie in Ostafrika und noch nie auf einer Safari, was für ein neues Abenteuer also.

Wir dürfen für zwei Wochen nur eine kleine Tasche mit dreimal Wechselwäsche mitnehmen. Wir sind die ganze Zeit in offenen Jeeps unterwegs, in die anscheinend nicht mehr Gepäck reinpasst. Wie mir Safari-erfahrene Kollegen sagen, ist es aber völlig normal, dass alle die ganze Zeit die gleichen Klamotten tragen. In den Lodges, in denen wir übernachten, kann man die Kleidung über Nacht waschen lassen. Strom gibt es in den Lodges nur zu bestimmten Zeiten und Internet wohl auch nur sporadisch. Der Grenzübergang zwischen den Ländern soll dauern und ein inner-kenianischer Zwischenflug in einer kleinen Maschine ist, sagen wir es mal positiv, ziemlich flexibel in seinen Abflugszeiten. Mal sehen, wie ich diese ganze Organisation so hinbekomme. Eine Kollegin hat mich gut vorbereitet, die Firma hat mir viele Unterlagen geschickt und ich google mich fleißig durch Erfahrungsberichte, um wiederkehrende Probleme vielleicht schon vorauszusehen. Neben den Jeepfahrern haben wir in jedem Auto einen erfahrenen Safari-Führer, so dass ich zum Glück kein Lokalwissen haben muss und mich auf das Organisatorische konzentrieren kann.

Meine Kollegin sagte: „Ich fasse es nicht: sie schicken die Frau nach Ostafrika, die meinte, den Rest ihres Lebens auf Texel Schafe fotografieren zu können! Du wirst ausflippen.“ Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wohl sein wird, diese ganzen Tiere zu sehen. Im September ist gerade die Regenzeit vorbei, die Tiere wandern in großen Mengen und wir haben die Chance, wirklich sehr viele beobachten zu können. Die Tage werden früh beginnen, die erste Ausfahrt ist wohl meistens schon um sechs oder halb sieben morgens. Unser Itinerary liest sich für mich lustig, denn es besteht ausschließlich aus Jeepfahren – entweder zum Beobachten oder zum Fahren von einem Nationalpark in den nächsten. Hach, ich freu mich, aber ein bisschen ängstlich bin ich auch, und zu schade, dass ich meine beiden Männer nicht mitnehmen kann.

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Eine Nacht in Arusha
Zwei Nächte am Ngorongoro-Krater
Zwei Nächte in der Serengeti
Zwei Nächte im Amboseli Nationalpark
Zwei Nächte am Lake Naivasha
Drei Nächte im Masai Mara Game Reserve
Dayroom im Nairobi Safari Club

keep your mind set, keep you hair long.

Ein Mann beschwerte sich in der Schweiz darüber, dass die Bordsteine unterschiedlich hohe Kanten haben, das mache das Gehen so gefährlich, und ich dachte an die Frau, die auf der angeblich zu nassen Gangway in Antwerpen umgeknickt war und sich den Knöchel gebrochen hatte, und an die Frau, die nach dem Lunch im Savoy in Berlin die Treppe zur Toilette hinuntergestürzt war, weil das Geländer dort erst bei der dritten Stufe beginnt, und an all die Evaluationsbögen, in denen die Leute das Kopfsteinpflaster überall in Europa bemängeln, und fehlende Klimaanlagen (eine Zumutung, tatsächlich Hitze spüren zu müssen), und je mehr ich mit den amerikanischen Gruppen arbeite, umso mehr nehme ich wahr, wie fast all ihre Kritik darauf hinausläuft, dass sie Standardisierungen der ein oder anderen Form vermissen. Ohne Standardisierung erleben sie sofort Kontrollverlust und Unsicherheit. Die Unebenheit des Kopfsteinpflasters ist auch und vielleicht vor allem ihr philosophischer Feind.
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Ein Mann sagte: „I’m always happy to see a McDonald’s. Whenever I see a McDonald’s while traveling, I know that civilization has arrived to this place.“
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Das hört sich jetzt viel schlimmer an, als es war, denn es war tatsächlich toll in der Schweiz, und die Reisegruppe war sehr, sehr nett. Zum Abschied haben sie mir sogar einen iPod Touch geschenkt, mit dem ich nun begeistert fotografiere, Videos aufnehme, Mails checke – und Musik höre.
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Ich weiß jetzt etwas, das ich als Flachlandkind vorher nicht wusste. Oben am Gornergrat habe ich zum ersten Mal den Ruf der Berge gehört, auch wenn man ihn gar nicht hören kann. Ein wortloses Wissen.
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Fast dachte ich, wir sollten in die Schweiz ziehen, aber dann fuhr ich zwei Stunden lang mit dem Fahrrad durch Berlin, eine gerade erst zusammengestellte Compilation im neuen iPod auf dem Ohr, kaufte in der Oranienstraße Tickets für Mina Tindle im Festsaal Kreuzberg und dachte mir: „Who am I kidding?“
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Zuhause: John möchte am liebsten den ganzen Tag auf dem Sofa rumlungern, entweder Chips oder Eis essen und dabei Musik hören beziehungsweise Youtube-Videos ansehen. A teenager is in da house, pünktlich zum 12. Geburtstag nächste Woche.
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Gestern Elternabend in der Schule, alleiniges Thema die Kürzungen. Logopädie und Ergotherapie gibt es jetzt nur noch auf Rezept, die Kosten sind also zum Gesundheitswesen verlagert worden und bald lesen wir dann, wieviel mehr Geld die Krankenkassen für Therapien ausgeben und wundern uns (nicht). Die Musiktherapie wurde gestrichen, die können die Eltern nun selbst bezahlen, wenn sie denn möchten/ können. 4,5 Lehrerstellen sind weg und auch hier wundern wir uns (nicht), wie das zu den Pressemitteilungen passt, das Land Brandenburg habe 800 neue Stellen geschaffen, denn bei dem, was dem Bürger als Einstellungen verkauft wird, handelt es sich in Wirklichkeit nur um Entfristungen, also darum, dass Lehrer, die sowieso schon da waren, feste Verträge bekommen haben. Die übliche Augenwischerei. Neue Lehrer gibt es nicht, und bei den freien Schulen hat man die Anzahl sogar großzügig gekürzt. Warum? Weil die Lehrer für die Inklusion gebraucht werden, die man kostenneutral umsetzen will. Aus dem gleichen Grund soll zum Jahr 2014 die Beschulungszeit um drei Jahre gekürzt werden. Bisher gab es so genannte Werkstufen, die die jungen Erwachsenen zwischen achtzehn und einundzwanzig Jahren besuchen konnten, ab 2014 ist mit achtzehn Schluss. Dann verlassen statt normalerweise circa fünfzehn auf einen Schlag 51 Schüler die Schule. Werkstatt- und Förderplätze gibt es für diesen Ansturm nicht, im Gegenteil: die Werkstattplätze sollen noch gedeckelt werden. Eltern, deren Kind rund um das Jahr 2014 achtzehn wird, können sich schon mal drauf einstellen, dass es für den jungen Mann oder die junge Frau keinen Platz gibt außer im Hotel Mama, die dann wieder aufhören kann zu arbeiten. Aber so werden natürlich auch wieder Lehrerstellen in den Sonderschulen frei, die man für die kostenneutrale Inklusion braucht. Das ist alles politisch so gewollt. Es war von Anfang an klar, dass die Schwächsten und am schwersten Beeinträchtigten am meisten drunter leiden werden, aber das interessiert keinen. Mich interessiert es jetzt auch nicht mehr, ich gewinne am Wochenende einfach im Lotto und baue John irgendwo ganz weit draußen ein Haus, das seinen Bedürfnissen entspricht. Or what?

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