the talker is in da house [und wir im badezimmer].

Ich möchte den kleinen Cousin von R2-D2 vorstellen: das neue Kommunikationsgerät, inklusive Software für allerdings unverschämte 900 Euro, nach erstmaligem Ablehnen und folgender ‚Bewilligung nach Einspruch‘ dann doch von der Krankenkasse bezahlt (die Bürokratie!), hört auf den star-wars-artigen Namen GoTalk20+ und arbeitet mit Symbolen, dem geschriebenen Wort, und dazu mit der gesprochenen Sprache: wenn man auf ein Kommunikationsfeld drückt, wird das, was abgebildet ist und geschrieben steht, zusätzlich noch gesprochen. (Kann man selber aufnehmen und bestücken, mit der Software, die tausende von Symbolen enthält und individuell angepasst werden kann. Wenn man die Software installiert, muss man sich zuerst entscheiden, ob man „die sexuellen Symbole“ mitinstallieren will, ein amerikanisches Programm, natürlich. Ha, ich habe für das achtjährige Kind gleich eines der sexuellen Symbole verwendet, ich brauchte nämlich eins für „Kuscheln“, und da kamen eigentlich nur die beiden süßen Figuren in Frage, die sich umarmen. Die sind tatsächlich Teil der „sexuellen Symbole.“) Der entscheidende Unterschied zu reinen Bild- und Wortkarten, die wir bisher benutzt haben, und mit denen wir irgendwie in eine Sackgasse geraten sind, ist also das zusätzliche Hören des Symbols, bzw. das Sprechen des Gerätes. John selbst kann nur wenig sprechen, die Idee ist also, dass das Gerät das für ihn übernimmt. Dieses System ist sehr ausbaufähig und geht bis zu hochkomplexen Computern, mit denen einige nicht-sprechende Autisten hervorragend kommunizieren können.

Nun soll man das Training mit einem einzigen Symbol beginnen, das eine größtmögliche Motivation mit sich bringt. Zuerst wollte ich Eis nehmen, weil Eisessen natürlich eine Riesenmotivation ist, aber da das Kind bei jedem erfolgreichen Benutzen sofort das Angeforderte bekommen muss, entschied ich mich doch gegen das Eis, und nahm stattdessen ein für John ähnlich motivierendes Symbol: Baden.

Man ahnt es schon. Binnen vier Tagen, in denen ich für und vor John den Knopf drückte, und den erfreuten Sohnemann dann in die Wanne setzte, hatte er es schon verstanden. Am fünften Tag drückte er bereits selbst das Symbol mit der Badewanne, zielsicher zwischen all den anderen. Nun hat er den Talker sogar schon selbst aus der Schublade geholt, mir gebracht, mit triumphierendem Blick dezidiert auf „Baden“ gedrückt, und ist daraufhin schnell zur Badezimmertür vorgelaufen.

Seither sitzt John, wenn er wach ist und Zuhause, eigentlich nur noch in der Badewanne, und ich auf dem Klodeckel neben ihm. Was waren das noch für schöne Zeiten, als man mal im Wohnzimmer sitzen konnte. An unsere nächste Gasabrechnung möchte ich gar nicht denken. (Kann man die auch bei der Pflegekasse einreichen?) Die Haut des Kindes ist schrumpelig, seine Augen sind rot, aber er ist glücklich – und wahrscheinlich bereit dafür, dass ein bis zwei weitere Symbole in Aktion treten.

Hauptsache, dieser Ansatz wendet sich nicht gegen mich: kein Mensch kann mir schließlich garantieren, dass er das Gerät irgendwann auch für alltägliche Kommunikation nutzen wird, und nicht nur für „Baden“, „Eis“ und „Cheeseburger.“ Mich beschleicht so ein Verdacht. Aber man muss es ja versuchen. [Kindererziehung ist der härteste Job der Welt.]

elias canetti.

„Jedes Leben ist lächerlich, das man gut genug kennt. Wenn man es noch besser kennt, ist es ernst und furchtbar“, schreibt Elias Canetti in ‚Der andere Prozeß. Kafkas Briefe an Felice.‘

Ebenfalls in ‚Das Gewissen der Worte‘, dem Band, in dem sich das Kapitel über Kafka findet, gibt es den Text ‚Dialog mit dem grausamen Partner. Über Aufzeichnungen, Merkbücher und Tagebücher.‘ Über die Tagebücher der Nähe schreibt Canetti: „Diese liebt man, weil es kaum eine Seite gibt, auf der sich nicht etwas findet, das einen persönlich betrifft. Es mag einem zumute sein, als habe man dies oder jenes selbst schon irgendwo aufgeschrieben. […] Dieser Prozess einer intimen Begegnung ist schon darum aufregend, weil sich gleich neben dem ‚Eigenen‘ etwas anderes findet, das man nie so gedacht oder aufgeschrieben haben könnte. Es ist das Schauspiel zweier Geister, die sich durchdringen: an einigen Punkten berühren sie sich, an anderen bilden sich Hohlräume zwischen ihnen, die auf keine Weise aufzufüllen wären. Das Gleichartige wie das Verschiedene findet sich so nah beisammen, dass es zum Denken zwingt.“

what do you love about music?

„Sacks relays his clinical experiences working with a range of patients including individuals who struggle to connect with music’s melody, Parkinsonian patients who depend on music’s rhythm, and Alzheimer’s patients who find comfort in music’s emotion. These people use music as a lifeline and a way to connect to the world – something rock fans certainly understand.“ (‚Sound opinions‘ Podcast mit Oliver Sacks als Gast)

„Weder Ärzte noch Wissenschaftler können irgendwie messen oder definieren, was ein Leben wert ist. Wie soll das gehen? Wir können ja auch nicht messen, was ein Jahr Liebe oder ein Tag Hoffnung wert ist.“ [#]

people are a bit like water.

„Anyway, what I said in response was that people seemed to be a lot like water. Water spreads out to take up whatever space the container it is in allows it to take. People, also, seem to spread out in a similar way in terms of what actions they view as okay for them to be doing. And they rarely notice all the space they are taking up, until some person or event makes it clear to them. It just feels ‘natural’ to take up as much space as they’re allowed.“ [#]

the goggles.

„The Goggles can kick in late at night on weekends. The feature requires you to solve a few easy math problems in short order before hitting „send.“ If your logical thinking skills are intact, Google is betting you’re sober enough to work out the repercussions of sending that screed you just drafted.“ [#]

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