sozialgericht.

Heute habe ich beim Sozialgericht einen Eilantrag auf Integrationsassistenz gestellt.

Die Bildungsverwaltung hat derweil die Schule beauftragt, John an den drei schulhelferlosen Tagen einen Betreuer an die Seite zu geben. Wir brauchen aber nicht irgendeinen Betreuer, sondern wir brauchen einen geeigneten, in Autismus erfahrenen und qualifizierten Schulhelfer, sonst entwickeln sich sofort wieder massive Verhaltensprobleme und Aggressivität, ganz zu schweigen von dem nötigen Vertrauen in Johns Sicherheit. Leider ist es nun einmal so, dass man John nicht einfach einer x-beliebigen Person überantworten kann. Man darf ihn keine Sekunde aus den Augen lassen und man muss ganz sicher sein im Umgang mit ihm. Nicht ohne Grund haben wir immer solche Schwierigkeiten, neue Einzelfallhelfer zu finden, wenn einer geht (was zu den Herbstferien auch wieder auf uns zukommt). Und lernen kann John ohne autismusspezifische Förderung auch nicht – und die hat ein Betreuer nicht erlernt.

Tatsache ist: Johns Bedürfnislage hat sich im Gegensatz zu den ersten beiden Schuljahren nicht geändert. Es gibt keine Entwicklungsfortschritte, die eine Kürzung der Stunden rechtfertigen. Er braucht einen erfahrenen und beständigen Schulhelfer, eine Vertrauensperson. Der Senat besteht auf seinen Kürzungen, also muss das Gericht entscheiden und in der Zwischenzeit geht John nur an den beiden Tagen in die Schule, an denen er den Schulhelfer an seiner Seite hat. Alles andere könnte ich gegenüber meinem Kind gar nicht verantworten.

spendenbitte.

Schwedenurlaub ohne Internet ist theoretisch eine schöne Idee, praktisch aber eher umständlich, wenn anderthalb Wochen vor Schulbeginn immer noch keine Bewilligung der nötigen Schulhelferstunden da ist. Als wir für drei Wochen ein Haus in der Wildnis gebucht haben, wollten wir endlich mal von allem wegkommen – nun aber bedeutet das, dass ich jeden Tag 24 km in den nächsten größeren Ort fahren muss. Ich habe mich dort in der Bibliothek registriert und komme damit ins Internet. Unser Protest gegen die Kürzungen der Schulhelferstunden ist in vollem Schwung. Momentan haben wir trotz vieler Gespräche und auch einiger guter neuer Zeitungsartikel noch immer nichts erreicht: wenn sich nichts ändert, wird John ab übernächster Woche wie viele andere Kinder nicht voll beschult werden können. Ich könnte dann nicht mehr arbeiten – und abgesehen davon zeigen mir fast sieben Wochen Sommerferien auch, dass mir die Betreuung ohne Schule langsam über den Kopf wächst. Wenn John nicht voll beschult wird, dann bleibt irgendwann keine andere Möglichkeit als eine Heimunterbringung. Wir leben am Limit, die Tag-und-Nacht-Betreuung ist ein ausgeklügeltes System aus Eltern, Helfern, Schule: wenn da eine Komponente wegbricht, bricht das System zusammen. Noch können wir John Zuhause haben – eben weil wir so ein funktionierendes System aufgebaut haben. Nächsten Monat wird er neun Jahre alt, und ich hatte eigentlich gehofft, dass er noch ein paar Jahre Zuhause leben kann. Mal ganz abgesehen vom Recht auf Bildung, von Schulpflicht und allen anderen offensichtlichen Argumenten ist dies unsere größte persönliche Sorge.

Was der rot-rote Senat in den letzten anderthalb Jahren mit uns gemacht hat, ist blanker Hohn; ein unvergleichliches Trauerspiel der Politik. Wie man uns in Senatsgesprächen immer wieder vertröstet hat, nur um kurze Zeit später die Bewilligungen eben doch nicht auszustellen. Zum Glück spricht die neueste Pressemitteilung der Grünen vom 12. August deutlich aus, wie jämmerlich sich SPD und Linke beim Thema Schulhelfer verhalten haben und weiter verhalten:

Rot-rot muss Schulhelfer-Chaos beenden

Vom „Elternzentrum Berlin“, dem Verein, den ich mitbegründet habe und bei dem ich im Vorstand bin, arbeiten wir seit über einem Jahr sehr effektiv am Protest. Wir konnten die Katastrophe bisher immer wieder abwenden – nur sieht es dieses Mal nicht mehr danach aus. Nun haben wir allerlei neue Ideen und Aktivitäten, die allerdings Geld kosten, welches wir noch nicht in der Vereinskasse haben (wir arbeiten gerade daran, über Stiftungen etc. ein finanzielles Polster zu bilden). Wir möchten gerne eine ganzseitige Anzeige in einer Berliner Tageszeitung schalten, und brauchen für dieses konkrete Projekt Geld. Wir haben eine Website zum Spenden eingerichtet:

Spenden für die Bildung schwerbehinderter Kinder

Wir haben ein PayPal-Konto eingerichtet, so dass das Spenden auf der Website auch sehr einfach geht, wenn man keine Lust hat, eine Überweisung zu tätigen. Da unser Verein anerkannt gemeinnützig ist, können wir selbstverständlich Spendenquittungen ausstellen, so dass die Spenden in der Steuererklärung problemlos absetzbar sind.

Über jede kleine Hilfe freuen wir uns. Unser Ziel ist es, bis zum 5. September 2.772 Euro zu bekommen, damit unsere Anzeige in der Wochenendausgabe erscheinen kann. Den Tarif für die Anzeige haben wir schon verhandelt, den Anzeigentext fertig geschrieben und eine Grafikerin hat uns das Layout gesponsert – es ist sehr schön geworden. Nun fehlt nur noch das Geld, um diese Anzeige zu schalten. Nähere Infos zur Problematik u.a. auf unserer Protest-Website, oder auch in drei neuen Zeitungsartikeln:

Eltern kämpfen um Recht auf Bildung

Für behinderte Kinder fehlen die Schulhelfer

Lernerfolge bleiben aus

Sehr dankbar wäre ich auch, wenn andere Weblogs den Link zu unserer Spenden-Website verbreiten.

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