was noch war.

Lange Zeit wollte ich ein Buch über Autismus schreiben, ohne es je tatsächlich zu beginnen. Dann hatte ich im Winter plötzlich viel Zeit, setzte mich im Januar einfach an meinen Schreibtisch und begann zu schreiben. Ich ging in die Stabi am Potsdamer Platz und lieh mir einen großen Stapel Bücher aus, las sie alle, brachte sie zurück und holte einen neuen Stapel, so ging das drei Monate lang, viel habe ich auch im Internet gelesen. Dabei schrieb ich so vor mich hin, nur mit einer groben Idee, wohin mich das tragen könnte. Soll das wissenschaftlich werden, oder persönlich, nichts wusste ich, ich schrieb einfach erstmal alles auf, was ich aus den Büchern und Artikeln interessant fand, und was mir selbst dazu und darüber hinaus einfiel. Januar, Februar und März waren hochkonzentrierte Monate, in denen ich jede freie Minute zum Lesen und Schreiben nutzte. Dann kamen die Osterferien, der Urlaub in Schweden, und viele Reisegruppen im April und Mai, zwei Monate lang habe ich nur gearbeitet, und das Geschriebene nicht ein einziges Mal wieder angesehen. Jetzt ist die letzte Gruppe weg, ich habe alle Abrechnungen erledigt, ich habe das Badezimmer geputzt, was gibt es noch zu tun, zwei Tage lang lief ich mit einem mulmigen Gefühl an meinem Computer vorbei, und traute mich nicht, das im Winter Geschriebene anzusehen. In den zwei Monaten hatte sich in mir nämlich der dringende Verdacht ausgebreitet, dass ich vielleicht nur Blödsinn geschrieben habe, dass das nirgendwohin führt, vielleicht wäre es gar am besten, die Datei einfach nie wieder anzusehen, was könnte da schon Wertvolles drinstehen und vor allem, wen sollte das interessieren. Heute habe ich den Text dann endlich doch geöffnet, zu lesen begonnen, und das, was ich lese, ist mir in den zwei Monaten tatsächlich schon ganz fremd geworden, es liest sich wie ein Text von jemand anderem, aber die gute Nachricht ist, dass mich das, was ich lese, wirklich interessiert, dass ich es gut finde, jedenfalls gut genug, um das Projekt wieder aufzunehmen. 162 Seiten sind immerhin schon da, ich sehe, woran noch gearbeitet werden muss, welche Perspektiven fehlen, welche Bücher ich unbedingt noch aus der Stabi holen muss, denn ich sehe, wo es weitergeht. Zum Glück. Ob ich dann am Ende einen Verlag dafür finde und ob das überhaupt sonst noch jemanden interessiert, soll mir bis auf Weiteres erstmal egal sein.

4 thoughts on “was noch war.

  1. Antworten
    giardino - 27. Mai 2009

    Ein Buch über Autismus, von dir – ich würde es sofort kaufen. (Und nicht aus Gefälligkeit.)

  2. Antworten
    eva - 30. Mai 2009

    ich auch!

  3. Antworten
    jochen - 30. Mai 2009

    ich auch!

  4. Antworten
    mark793 - 5. Juni 2009

    Genau: es einfach tun. Find ich klasse (was durchaus als Vorbestellung zu verstehen ist).

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